Interview: James Burrows über »Frasier«
James Burrows, 1940 in Los Angeles geboren, hat bei Serien wie »Taxi« (1978), »Cheers« (1982) oder »Will & Grace« (1998) und der Ursprungsserie »Frasier« als Regisseur und Produzent gearbeitet
Mr. Burrows, Sie haben in den neunziger Jahren bereits mehr als 30 Episoden der Sitcom »Frasier« inszeniert. Fühlte sich die Arbeit am Reboot nun an wie die Rückkehr in eine sehr vertraute Welt oder doch eher nach einer ganz neuen Serie?
James Burrows: Was die Arbeit mit Kelsey Grammer als Dr. Frasier Crane angeht, fühlte es sich an, als würden wir direkt dort anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Was vielleicht auch kein Wunder ist, schließlich ist es nächstes Jahr 40 Jahre her, dass ich ihn in »Cheers« zum ersten Mal in dieser Rolle inszeniert habe. Aber gleichzeitig war die erneute Arbeit an »Frasier« nun auch eine echte Herausforderung. Die Prämisse ist eine ganz andere, und wir hatten keine Garantie, dass das neue Setting und die neuen Figuren wirklich in Kombination mit Frasier funktionieren. Das hat mir durchaus Respekt eingeflößt.
Unverändert ist jedenfalls der klassische Sitcom-Ansatz der Serie. Gab es die Überlegung, die Serie stilistisch zu modernisieren?
Wer mich engagiert, bekommt eine Sitcom alter Schule! Ich sehe keine Veranlassung, ein bewährtes Konzept über Bord zu werfen und auf meine alten Tage zu experimentieren. Wenn man einen Hauptdarsteller hat, der mit einem Blick einen ganzen Raum voller Menschen in Verzückung versetzen kann, wäre es doch Quatsch, beim Drehen plötzlich auf das Studiopublikum zu verzichten.
Macht das Drehen vor Livepublikum eine Comedyserie automatisch besser?
Auf jeden Fall schwieriger. Und ich finde, dass es eine große Kunst ist. Denn man muss nicht einfach nur einen Raum voller Autorinnen und Autoren zum Lachen bringen, sondern 250 Fremde. Da müssen die Gags noch ein bisschen stärker sein. Und man merkt sofort, wenn sie nicht funktionieren und man sie ändern muss. Für mich gibt es im Fernsehen nichts Besseres, und ich hoffe sehr, dass diese klassische Form der Sitcom nicht vom Aussterben bedroht ist.
Sie haben bereits in den 1970er Jahren bei der »Mary Tyler Moore Show« Regie geführt. Ist Ihr Job heute noch der gleiche?
Im Grunde ja. Ich bekomme jede Woche ein neues Skript, und meine Aufgabe ist dann, es zu lesen, die Schauspieler in Szene zu setzen und das Skript besser zu machen. Das war damals so und ist heute nicht anders. Und wie gesagt: Ich bin überzeugt, dass das Format immer noch funktioniert.
Die Sehnsucht nach den Goldenen Sitcom-Neunzigern scheint in jedem Fall riesig zu sein. Allerdings funktioniert nicht jedes Reboot. Worauf kommt es Ihrer Meinung nach an?
Schwierig wird es, wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler nichts mehr mit ihren Figuren von früher gemein haben. Bei »Will & Grace« war unser Glück, dass nur gut zehn Jahre zwischen dem Ende des Originals und der Fortsetzung lagen. Unser Quartett war ein wenig älter geworden, hatte sich aber nicht allzu sehr verändert. Entscheidend ist ja, dass man an das anknüpfen möchte, was damals den Erfolg ausmachte. Da ist immer eine feine Balance nötig, wenn Neues ausprobiert werden soll. Bei »Frasier« funktionierte das jetzt nur, weil Kelsey selbst in der Titelrolle wirklich noch genau derselbe war.
Tatsächlich sind in diesem Fall die Veränderungen ganz schön massiv: Nicht nur fehlen praktisch alle Nebenfiguren von damals, sondern die Serie spielt nicht einmal mehr in Seattle!
Da galt ein bisschen die Devise: Wennschon, dennschon. Einfach da weitermachen, wo »Frasier« vor fast 20 Jahren aufgehört hatte, war schon deswegen nicht möglich, weil John Mahoney nicht mehr lebt. Also haben wir uns ganz auf die Hauptfigur konzentriert und die Strukturen um ihn herum verändert. Auch weil Kelsey sich nicht sklavisch an die Vergangenheit klammern wollte. Die neuen Folgen spielen nun in Boston, weil Frasiers Sohn dort lebt, aber natürlich auch weil die Figur dort damals in »Cheers« ihren Anfang nahm. Und die zwischenmenschliche Dynamik in seinem Leben ist zwar eine andere, aber letztlich sind ähnliche Muster zu erkennen: Wo er sich damals vor allem mit seinem Vater und seinem Bruder auseinandersetzte, sind es nun sein Sohn und die akademische Welt, in die es ihn plötzlich verschlagen hat.
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