Kritik zu Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger

Neurosen und menschliche Schwächen bieten herrlichen Stoff für Komödien. Der isländische Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurðsson versammelt in seinem ersten englischsprachigen Film »Fearless Flyers« Menschen mit Flug­angst, die nach einem Trainingsflug in einem isländischen Wellnesshotel stranden. Er verpackt menschliche Dramen in absurde Comedy und bitterböse Satire. Seinen Charakteren bleibt er dabei seltsam fern.

Im Mittelpunkt steht die vierzigjährige Sarah (Lydia Leonard), die ihre Flugangst überwinden will, um mit ihrem neuen Freund Tom (Emun Elliott) und dessen Tochter in den Urlaub zu fliegen. Ihre Teilnahme am Anti-Flugangst-Seminar am Tag vor dem geplanten Urlaubsbeginn verheimlicht sie. Dass dieses knappe Zeitmanagement ins Chaos führt, ist absehbar. 

© Netop Films / Bynjar Snear Thrastarson

Während des Fluges nach Reykjavik kommt es zu Turbulenzen, die jedem 1990er-Jahre-Katastrophenfilm Ehre machen, und die Gruppe sitzt schließlich auf Island fest. Neben Sarah sind das Charles (Simon Manyonda), Kriegsveteran Edward (Timothy Spall), Influencerin Coco (Ella Rumpf) und ihr Freund Alfons (Sverrir Páll Gudnason).

Etwas zu klischeehaft zeichnet Sigurðsson seine Figuren mit arg übertriebenen Gefühlsausbrüchen. Der untergebutterte Influencerinnen-Freund, der plötzlich ausbricht, der schroffe Kriegsveteran, der versucht, Militärstrategien anzuwenden, um dem Chaos zu entkommen, und eine sonst so energische Geschäftsfrau, die sich ihren Ängsten stellt, um ihre neue Liebe zu schützen. Bei so viel Aufgedrehtheit, Verletzlichkeit und grotesker Angstbewältigung der Figuren hat Sigurðsson kein Erbarmen mit ihnen. Der fehlenden Empathie weicht erst ganz zum Schluss eine versöhnliche Milde. Und doch ist »Fearless Flyers« eine durchaus unterhaltsame, teils bitterböse und in eindrucksvolle Bilder gegossene Komödie. Nur Menschen mit Flugangst ist sie definitiv nicht zu empfehlen.