Kritik zu Olaf Jagger
Er sieht ihm frappierend ähnlich, oder? Olaf Schubert geht in diesem »Mockumentary« der These nach, dass Rolling Stone Mick Jagger sein eigentlicher Vater ist – und spürt der Faszination des Rocks in Ost und West nach
Olaf Schubert ist eine Kunstfigur. Sein Schöpfer und Alter Ego Michael Haubold tourt mit dieser Identität seit vielen Jahren als Comedian und Musiker durch die Republik. Olaf Schubert füllt riesige Hallen und ist regelmäßig Gast unter anderem in der »heute Show«. Dass diese Kunstfigur nun eine Dokumentation über ein Detail seiner fiktiven Biografie dreht, mutet schon ein wenig irre an. Wie geschickt der Comedian zusammen mit Regisseurin Heike Fink hier dann mit authentischen und fiktiven Elementen spielt, dabei eine Ost-West-Geschichte erzählt und die der Rockmusik, ihrer Faszination und ihrer Funktion auf beiden Seiten der Mauer gleich mit, ist amüsant und in Teilen tatsächlich aufklärerisch.
Nach dem Tod seiner Mutter räumt Olaf Schubert den Keller seines Elternhauses auf und stößt dabei auf alte Tonbandaufnahmen von ihr. Die Mutter arbeitete einst als Reporterin für den DDR-Radiosender DT64. Zwischen all den wenig aufregenden Interviewpartnern entdeckt er eine Kassette mit der Aufschrift »Mick Jagger, Münster 1965«. Nie hat »Mutti« ihrem Olaf von dieser Begegnung erzählt. Für Olaf drängt sich der Verdacht auf, dass nicht Vati sein leiblicher Vater ist, sondern – die Ähnlichkeiten hält er für frappierend – Mick Jagger. Also begibt er sich auf Spurensuche.
Olaf trifft Freundinnen und Kolleginnen seiner Mutter, den DDR-Funktionär Hartmut König, Mitbegründer der DDR-Beatband Team 4 und des Oktoberklubs, den Musiker Toni Krahl von der Band City, von der WDR-Moderatorin Sabine Heinrich lässt er sich zu seiner Dokumentation interviewen, er reist zum Stones-Pavillon nach Bautzen und zum Landesmuseum nach Münster, das Dokumente des Stones-Auftrittes aus den 60er-Jahren archiviert hat. Rammstein-Keyboarder Flake will gar Jaggers Handynummer haben und spricht diesem mit bösestem deutschen Akzent auf die Mailbox, er solle doch mal seinen Freund Olaf zurückrufen. Stets bleibt bei alledem im Unklaren, was nun Fakt und was Erdachtes ist. Zugleich gerät Schubert in die absurdesten Situationen, die schon an sich an Skurrilität kaum zu überbieten sind, die der Komiker mit seiner betonten Ernsthaftigkeit noch einmal potenziert. Das »Wunder im Pullunder« Schubert trägt stets Karowollpullunder und gibt sich als naiv-ehrlicher Weltverbesserer auf der Suche nach der Wahrheit.
Nach der Hälfte der gut 90 Minuten allerdings franst die Geschichte etwas aus, etwa wenn Schubert eine Familienrechtlerin aufsucht, um seine Chance auf Mick Jaggers Vaterschaftsanerkennung samt finanziellem Ausgleich abzuklopfen, oder einen Familientherapeuten befragt, welche Folgen es für ihn haben kann, mehr als 50 Jahre mit einem falschen biologischen Vater aufgewachsen zu sein. Dann offenbaren sich auch logische Brüche, die der Geschichte Spannung und Reiz nehmen. Und doch ist »Olaf Jagger« ein sehr vergnügliches Verwirrspiel und eine amüsante Dokumentation der Rockmusik-Faszination in Ost und West. Ein bisschen DDR-Historie gibt’s dazu, auch wenn es sich lohnt, das ein oder andere Detail noch mal an anderer Stelle zu überprüfen.
Kommentare
Olaf Jagger
Einfach mal anders und gut !!
Danke Olaf Schubert
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