Kritik zu Dem Leben auf der Spur

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Ein Road-Trip nach Irland erweist sich für ein amerikanisches Vater-Sohn-Gespann als heilend. Neben großartigen Darstellern gibt es die nahezu mythisch anmutende irische Landschaft als Hauptaugenmerk des Films

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»Manchmal bist du die Taube«, sagt Frank (John Hawkes) zu seinem Sohn Sean (Logan Lerman), »und manchmal die Statue!« Du kannst auf das Leben scheißen, musst aber immer damit rechnen, dass es auch umgekehrt kommen kann. Sean sitzt wegen wiederholten Autodiebstahls im Gefängnis. Kurz vor ihrem Tod besucht ihn seine krebskranke Mutter noch ein letztes Mal, während der Vater draußen wartet. »Kopftuch abnehmen«, sagt die Aufseherin und so sitzt sie kahl und ermattet vor ihrem Sohn. An Demütigungen mangelt es nicht im Gefängnis von Alabama. Als Sean dann Wochen später entlassen wird, kommt es aber noch schlimmer. Das Ende der Haftstrafe, so der Originaltitel »End of Sentence«, hat eine weitere für ihn vorgesehen: Er soll mit seinem Vater nach Irland fahren, um die Asche seiner Mutter dort über einem See zu verstreuen.

Das ist das Letzte, was Sean sich vorstellen kann, denn er muss in fünf Tagen einen Job in Kalifornien antreten. Außerdem sind beide schon lange zerstritten, weil Frank ihn bei seiner ersten Verhaftung als Jugendlicher 24 Stunden im Gefängnis schmoren ließ, bevor er ihn abholte. Unversöhnlich weist Sean seinen Vater zurück und wird am Ende doch mit ihm nach Irland fahren, in das Land der alltäglichen Mythen, das auch einige Familiengeheimnisse bereithält. Und spätestens dann, wenn Sean den Satz seines Vaters von der Taube und der Statue der jungen Anhalterin Jewel (Sarah Bolger) gegenüber wiederholt, von der er mehr als fasziniert ist, spätestens dann weiß man, dass Irland auch heilende Wirkung hatte für das belastete Vater-Sohn-Verhältnis. Zumal Frank damit klarkommen muss, dass er nicht der einzige Liebhaber seiner Frau gewesen ist.

Es ist eine glückliche Fügung, dass der Isländer Elfar Adalsteins seinen Debütfilm zum größten Teil in Irland ansiedelte. Nachdem er von Island nach Großbritannien gezogen war, studierte er Film in den USA und fand dort die enge Verbindung vieler US-Amerikaner zum Land ihrer Väter, Irland. So entwickelte er die Handlung und landete in der viel sanfteren, grüneren Natur der Insel weit südlich von seiner kalten, kargen Heimat. Denn in dem Moment, wenn sich die Vater-Sohn-Geschichte in ein irisches Road-Movie wandelt, wird die Insel, obwohl es dauernd regnet, zur dritten Hauptdarstellerin. »Du wirst ja ganz nass«, sagt Frank zu Jewel – »na und«, entgegnet sie lachend, »du doch auch!«

Elfar Adalsteins erzählt seine Geschichte mit großer Dynamik, bewegt sich quer durch Irland, von Dublin nach Donegal und dann nach Belfast, behält aber seinen Plot stets fest in der Hand, ohne sich in Nebengeschichten zu verlieren. Es geht um Familienverbindungen, um Verlust und Vertrauen, um Selbstrespekt und eine Form der Eigenverantwortlichkeit, die der Kern jeder Resozialisierung ist. Alles was an der Geschichte stereotyp anmutet, der Generationskonflikt, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, wird in den Details aufgefangen. Dabei ist Adalsteins' Begeisterung für die irische Lebensart und für die einzigartige Landschaft ungeheuer ansteckend.

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