Apple TV+: »Bad Sisters«
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In der angloamerikanischen Film- und Serienwelt steht der Name Sharon Horgan als Synonym für scharfzüngige Dialoge mit feministisch unterfüttertem schwarzen Humor. Ihre beträchtlichen Talente kamen bislang am besten in der Serie »Catastrophe« zur Geltung. Darin kam eine Irin mit einem Amerikaner in London für einen One-Night-Stand zusammen, wurde schwanger und gründete im Katastrophenmodus eine Familie. Horgan produzierte, schrieb und spielte die Hauptrolle. Das alles macht sie nun auch in der Apple TV+-Serie »Bad Sisters«, die ihre Inspiration von einer belgischen Fernsehserie aus den Zehnerjahren nimmt.
Horgan verkörpert Eve, die älteste von fünf Schwestern irgendwo an der irischen Küste. Sie sind alle erwachsen und jede auf ihre Weise unglücklich. Eve selbst hat ihre Lebensliebe verloren, weil sie keine Kinder kriegen kann; der jüngsten, Becka (Eve Hewson), fehlt das Geld, um sich selbstständig zu machen; die taffe Bibi (Sarah Greene) muss seit einem Autounfall eine Augenbinde tragen; die dreifache Mutter Ursula (Eva Birthistle) hat sich in einen anderen Mann verliebt. Am schlimmsten aber scheint es die schüchterne Grace (Anne-Marie Duff ) getroffen zu haben: Sie hat einen schrecklichen Ehemann, John Paul Williams (Claes Bang), der mit seinen Manipulationen, Drohungen und Manierismen nicht nur die eigene Frau, sondern seine Schwägerinnen gleich mit tyrannisiert. Die Serie beginnt mit seiner Beerdigung.
Zwar ist von einem Unfalltod die Rede, aber während Grace aufrecht trauert, verhalten sich ihre Schwestern eigenartig. Haben sie etwas mit seinem Tod zu tun? In Rückblenden geht die Serie der Vorgeschichte nach: Ja, es gab dieses besonders schlecht verlaufene Weihnachtsessen, nach dem eine den Gedanken äußerte, John Paul Williams am liebsten umbringen zu wollen. Vor allem wegen Grace natürlich, von der sie glauben, dass John Paul sie kleiner und kleiner mache. Aber Folge für Folge wird sich dann enthüllen, dass jede einzelne der Schwestern ein eigenes Motiv für Mord hätte. Und tatsächlich beginnen zwei von ihnen, einen Unfalltod per Gasexplosion zu planen – von dem der Zuschauer aber bereits weiß, dass er schiefgegangen sein muss.
Im Dorf gibt es am Anfang nur einen, der die Schwestern verdächtigt. Beim Versicherungsunternehmer Thomas (Brian Gleeson) hat das aber mehr mit der eigenen Notlage zu tun als mit einer echten Spur: Wenn er die Lebensversicherung für John Paul auszahlen muss, geht er pleite. Also setzt er alles daran, die Schwestern zu überführen.
Das Label »Comedy« scheint für die Serie zunächst irreführend. Der Schauplatz, die Frauenfiguren, ihre komplizierten Lebensgeschichten – das alles wirkt ausgesprochen realistisch und sogar tragisch; der Krimiplot ist hochspannend und voller verblüffender Wendungen. Schwarzen Humor gibt es nur momenthaft, dann aber vom feinsten. Etwa wenn Eve die Schwestern anherrscht: »Das nächste Mal nehmen wir Gift – wie normale Frauen«.
OV-Trailer
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