Interview: Claes Bang über seine Rolle in »Bad Sisters«
»Bad Sisters« (Serie, 2022). © Apple TV+
Jean-Paul Williams, kurz JP, ist der Bösewicht in der Serie »Bad Sisters«. In jeder der zehn Folgen gibt es neue Enthüllungen über das, was er seiner Ehefrau und deren vier Schwestern antut und angetan hat. Kam das Rollenangebot mit einer entsprechenden Warnung?
Das nicht, aber ich musste nicht viele Seiten lesen, um zu merken, dass die wenig schmeichelhafte Bezeichnung »the prick« (wie ja auch die erste Episode betitelt ist) zutrifft.
Sie hatten keine Probleme damit, eine durch und durch negative Figur verkörpern?
Nein, denn wenn ich denken würde, das ist eine total negative Figur, würde ich mir selber im Weg stehen. Als Schauspieler muss man seine Figur immer verteidigen und einen Sinn in ihren Handlungen und Äußerungen finden.
Wie sehen Sie selber diese Figur?
Ich denke, JP hat große Minderwertigkeitskomplexe, er macht andere fortwährend nieder, damit er selber besser dasteht. Im Grunde genommen ist er eine sehr unsichere Person, die versucht, andere zu kontrollieren. Die Verbindung, die die fünf Schwestern haben, verunsichert ihn zutiefst, er versucht, seine Ehefrau aus dieser Gemeinschaft herauszubrechen. Warum er so geworden ist, ist eine andere Frage.
Haben Sie Sich zur Vorbereitung andere Filme mit toxischen männlichen Charakteren angeschaut?
Nein, das habe ich nicht, ich habe vor allem in mich selber hineingehorcht, nur so kann ich diese Figur wahrhaftig werden lassen. Inspiriert hat mich allerdings die Figur des alten Pastors in Ingmar Bergmans »Fanny & Alexander«, der eine Witwe heiratet und verlangt, dass, wenn sie bei ihm einziehen, sie ohne alles kommen sollen, was unter anderem bedeutet, dass deren zwei Kinder Fanny und Alexander ihre sämtlichen Spielsachen zurück lassen müssen. Sein Heim ist ohne jegliche Wärme, und wie JP ist auch er jemand, der eine starke Kontrolle ausüben will.
»Bad Sisters« basiert auf der belgischen Serie »Clan«: Haben Sie Sich die zur Vorbereitung angesehen?
Zusammen mit dem Drehbuch erhielt ich Folgen der Serie. Als ich mir die erste Folge davon anschaute, hatte ich allerdings bereits die Drehbücher für die ersten drei Episoden von »Bad Sisters« gelesen und sah, dass Sharon Horgan dies in eine andere Richtung weiterentwickelt hatte, »Clan« mehr als Inspiration benutzt und dann ihr eigenes Ding gemacht hatte. Deshalb hatte ich den Eindruck, sich zu sehr mit »Clan« zu beschäftigen, würde mir im Weg stehen, so habe ich mir nicht mehr als die erste Episode davon angesehen.
Sharon Horgan war ja nicht nur Showrunnerin der Serie, Produzentin und Ko-Autorin, sondern spielte auch eine der Schwestern – hat aber nicht Regie geführt. Wer hatte dann beim Dreh das Sagen?
Das war kein Problem. Die Regisseurin hatte das Sagen, aber wenn wir mit einer Szene Probleme hatten, konnten wir immer bei Sharon nachfragen.
Sie war immer am Drehort, auch wenn sie selber nicht vor der Kamera stand?
Soweit ich mich erinnere, ja.
Hatten Sie Zeit, mit den anderen DarstellerInnen gemeinsam zu proben?
Ja, das war sehr angenehm, wir hatten eine ganze Woche vor Drehbeginn, gemeinsam mit der Regisseurin Derbla Walsh, die die ersten drei Episoden inszenierte. Später machten wir dasselbe mit den weiteren Regisseurinnen.
Vielen Dank für das Gespräch. Ich hoffe, Sie kommen mal wieder nach Berlin, wo Sie uns bei den Interviews zu »The Square« mit Ihren perfekten Deutschkenntnissen überraschten.
Ich hoffe, ich werde im Januar in Berlin drehen, aber mehr dazu kann ich noch nicht verraten.
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