Das frühe Kino lebt

Momentan (Montag 21.34 Uhr) beträgt die Regenwahrscheinlichkeit in Regensburg 60 Prozent. Für den morgigen Abend ist ein Wert von 10 Prozent vorausgesagt. Mithin kann man sich der Wahrscheinlichkeit anvertrauen, dass es in der Stadt an der Donau trocken bleiben wird.

Das ist auch unbedingt zu hoffen, denn am Dienstag wird dort ein stolzes Jubiläum gefeiert: der Auftakt der 40. Stummfilmwoche. An diesem Abend läuft »Our Hospitaliy« (Verflixte Gastfreundschaft), zum dem das Ensemble des unverzichtbaren Aljoscha Zimmermann aufspielt und der mir unter den Langfilmen von Buster Keaton wahrscheinlich immer noch der liebste ist. Das hat allerdings auch entscheidend mit Feuchtigkeit zu tun: Ich mag ihn nicht zuletzt wegen der tollkühnen Stunts, die Buster an dem Wasserfall vollbringt. Wie die meisten seiner akrobatischen Einlagen handelt auch er vom Gelingen: unverhofft, aber eigentlich auch nicht, denn die souveräne Beherrschung der Elemente gehört schließlich zu seinen Spezialitäten. Nehmen wir das also mal als ein gutes Omen für das kleine, aber rekordverdächtige Festival.

40 Jahre – das sind zwei mehr, als die Stummfilmtage in Bonn vorweisen können, die schon seit einigen Tagen in den dortigen Arkadenhöfen veranstaltet werden und mithin ebenfalls auch von einer günstigen Witterung abhängig sind. Die "Giornate del cinema muto", die Tage des stummen Kinos in Pordenone blicken bestimmt auf eine längere Tradition zurück. Aber auf deutschsprachigem Raum – also in München oder in Zürich – hat man sich wohl nirgendwo so ausdauernd um die Pflege des stummen Kinos bemüht wie in Regensburg. Das diesjährige Programm orientiert sich an der eigenen Geschichte. Am Mittwoch läuft „Der Student von Prag“ mit und von Paul Wegener, der erste Stummfilm, der dort zur Eröffnung gezeigt wurde. Am Tag darauf läuft »Erotikon« (nicht der von Stller, sondern von Machaty), der einen Richtungswechsel unter neuer Leitung einläutete. Im Lauf der Woche werden »Menschen am Sonntag«, »Blind Husbands« von Stroheim (dank Nina Goslar von ZDF/arte) in einer frisch restaurierten 4-K-Fassung und „Abwege“ gezeigt, Pabsts wackeres Meisterwerk mit Brigitte Helm. Die Überschrift dieses Eintrags verdankt sich übrigens einem Filmtitel, der zum Jubiläum entstand und dessen Vorgeschichte erzählt. 

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