Kritik zu Der ganz große Coup

OmeU © International Film Festival Rotterdam

In seiner turbulenten Komödie schickt Fulvio Risuleo zwei Hundesitterinnen und einen Hundedieb auf eine Schnitzeljagd durch Roms Vorstädte

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Für Marti und Rana tut sich eine ganz neue Welt auf. Sie sind auf eine Goldader gestoßen: Unglaublich, welche Summen manche Hundenarren für ihre Lieblinge und möglichen Nachwuchs ausgeben! Geld können die Freundinnen brauchen, denn ihr Partyleben hat seinen Preis. Allein, besonders helle sind die zwei nicht. Wer fällt schon auf einen Tierarzt herein, der sich Dr. Mopsi nennt und nicht einmal seinen Beruf richtig buchstabieren kann? 

Die unternehmungslustige Marti (Daphne Scoccia) will für eine Bekannte einspringen, die eine versierte und gut verdienende Hundesitterin ist. Mit ihrer Gagenforderung beißt sie bei der Besitzerin der französischen Bulldogge Ugo aber schon gleich auf Granit. Und dann lässt sie sich auch noch auf das Angebot des dubiosen Tierarztes ein, dessen Dogge Laura angeblich läufig ist und unbedingt von Ugo gedeckt werden sollte. Der Nebenverdienst ist natürlich willkommen. Und Rana (Silvia D'Amico), die eine Spur gewitzter ist, meint, aus der Hundepartnerbörse ließe sich noch mehr herausholen. Aber das Gespann hat die Rechnung ohne Dr. Mopsi gemacht, der Ugo beim Rendezvous auf einem entlegenen Bootslager kurzerhand entführt. Die Freundinnen setzen zur Verfolgungsjagd über Stock und Stein an; vergeblich. Stattdessen fügen die beiden ihrem Sündenregister Autodiebstahl und die Verbreitung von Falschgeld hinzu. Wie sollen sie aus diesem Schlamassel herauskommen? 

Die Antwort darauf bleibt Fulvio Risuleos Film erst einmal schuldig, denn nach gut einer halben Stunde verlässt er brüsk die zwei Unglücksraben, um sich einer ganz anderen Geschichte zuzuwenden. Für einen Moment glaubt man, in einem Nachfahren jener satirischen Episodenfilme gelandet zu sein, mit denen die Commedia all'italiana in den 60er Jahren vielstimmig die Beweisführung menschlicher Dummheit und Niedertracht antrat. Tatsächlich folgt Risuleo dem erzählerischen Grundimpuls der klassischen Komödien, vergnügt zuzuschauen, wie sich Charaktere durch die Widrigkeiten des Alltags wursteln. 

Also geht es flugs von einer verkrachten Existenz zur nächsten! Der Heavy-Metal-Fan Orazio (Edoardo Pesce) ist ebenfalls ziemlich verpeilt. Weder im Studium noch bei der sympathischen Fagottspielerin von nebenan kommt er so recht voran; überdies ist er mit der Miete im Rückstand. Dabei könnte er von seiner Familie ein gerüttelt Maß an Schlitzohrigkeit lernen. Sein älterer Bruder und die Mutter planen nämlich, die Grabstätte zu verkaufen und und die Mutter im Ernstfall im Sarg des Vaters unterzubringen. Dieses Vorhaben versandet, aber der Bruder könnte dem Tagedieb einen anderen Job vermitteln: in einer Tierhandlung im Viertel, die Mitarbeiter sucht. 

Bald ahnt man, dass Risuleo gar keine neue Geschichte erzählt, sondern seine ursprüngliche einfach auf Anfang gestellt und dabei die Perspektive gewechselt hat. Wer jedoch glaubt zu wissen, worauf dieser Stafettenwechsel hinausläuft, sollte sich auf einige turbulente Volten gefasst machen. Diese Komödie ist um bizarre Einfälle nicht verlegen und hält ihr schwungvolles Tempo fast bis zum Ende durch. Die pfiffige Bulldogge hilft dabei nach Kräften.

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