Film des Monats Mai: »Maixabel. Eine Geschichte von Liebe, Zorn und Hoffnung«
Das Telefon klingelt ohne Unterlass, laut und drängend. Maixabel hört es zunächst nicht – der Haarföhn übertönt das schrille Geräusch. Plötzlich hält sie inne, auf ihrem Gesicht breitet sich eine Furcht aus, die kurz darauf zur Gewissheit wird. Ihr Ehemann ist ermordet worden, kaltblütig in den Kopf geschossen. Auch Tochter María, die gerade ihren Geburtstag mit Freundinnen feiert, weiß sofort, dass etwas Schreckliches geschehen ist, als sie ihre Tante auf sich zulaufen sieht. Ein Anschlag der spanischen Untergrundorganisation ETA, wie sich schnell herausstellt. Den drei Attentätern gelingt zunächst die Flucht, doch vier Jahre später müssen sie sich vor Gericht verantworten. Von Reue keine Spur.
Jahre später spricht Maixabel auf einer Gedenkfeier für Opfer des Terrorismus. Sie engagiert sich für ein Gedenken an alle Opfer – die der ETA, die Opfer von Gewaltverbrechen durch die »Antiterroristische Befreiungsgruppe GAL« sowie die Opfer anderer gewalttätiger Gruppen. Damit werde sie noch ungeahnte Kritik einstecken müssen, warnt ihre Tochter: »Das wird keinem gefallen.« Auch dass sie sich mit ETA-Attentätern treffen will, ruft Unverständnis und Ablehnung hervor. Währenddessen stoßen die Täter Ibon und Luis in einem Gefängnis zufällig aufeinander.
Beide ringen auf unterschiedliche Weise mit sich und ihren Taten. Luis entschließt sich zu einem Täter-Opfer-Gespräch. Für Maixabel wird die Begegnung zu einer Befreiung. Auch Ibon sucht schließlich den Kontakt zu ihr.
Die Regisseurin Icíar Bollaín greift mit ihrem auf wahren Ereignissen beruhenden Film einen Teil spanischer Geschichte auf, erzählt von Wut, Trauer, Verblendung, Schuld, aber auch Reue und Verantwortung. Sie stellt Menschen mit all ihren Verletzungen und ihrem individuellen Umgang mit Vergangenheitsbewältigung in den Mittelpunkt. Jenseits davon stellt Bollaín mit ihrem Film die Frage, wie Opfer von Gewalterfahrungen mit ihren Erlebnissen umgehen, wie sie Täter*innen begegnen wollen oder können. Deutlich zeigt sie dabei, dass Versöhnung Arbeit ist für diejenigen, die sich darauf einlassen.
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