Kritik zu Stasikomödie

© Constantin Film

Nach »Sonnenallee« und »NVA« kommt nun der Abschluss von Leander Haußmanns DDR-Trilogie in die Kinos. Es ist trotz einiger charmanter Ideen ein lauer Abklatsch und eine fragwürdige Verharmlosung

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Wenn der Filmtitel schon das Genre beinhaltet, stimmt das mitunter skeptisch. Mit gutem Willen lässt es sich in manchen Fällen ironisch lesen. Nicht so bei Leander Haußmanns »Stasikomödie«. Die lädt zwar durchaus hier und da zum Schmunzeln ein, driftet aber immer mal wieder in eine Farce oder gar Groteske ab, bevor sie am Ende gar zum Trauerspiel wird. 

Es geht um den etablierten Autor Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf), der auf Drängen seiner Familie Einsicht in seine Stasiakte nimmt und sie dafür achtlos und gleichgültig in einer Plastiktüte nach Hause trägt. Natürlich ist da sein Leben penibelst dokumentiert, so auch eine langandauernde, aber auch lange zurückliegende Affäre. Einen handfesten Ehekrach mit seiner Frau Corinna (Margarita Broich) löst sie dennoch aus. Ludger flüchtet aus der Wohnung und lässt plötzlich die Vergangenheit, seine Vergangenheit als wenig ambitionierter und noch ungeschickterer IM, Revue passieren. Im Auftrag der Stasi in die Bohème von Prenzlauer Berg einzutauchen, den Künstlern und vor allem Künstlerinnen näherzukommen, faszinierte ihn.

Mit einem hübschen Bild steigt Haußmann in seine Geschichte ein: Der junge Ludger (David Kross) steht minutenlang an einer von der Stasi manipulierten roten Ampel, die den nichtexistierenden Verkehr auf einer menschenleeren Kreuzung regelt – über Kameras beobachtet von einem ewig nörgelnden, trinkenden und rauchenden Stasioffizier (Henry Hübchen). Es ist die Feuerprobe für Ludger, ob er denn auch linientreu ist. Zusammen mit einigen Kumpels, die sich mindestens genauso dämlich, aber nicht halb so charmant anstellen, wird er schließlich rekrutiert, trifft auf einem Maskenball den Stasichef Erich Mielke, der als August der Starke das Zepter schwingt, in einer dunklen rauchigen Wohnung auf den amerikanischen Pop-Poeten Allen Ginsberg und auf der Straße immer wieder auf einen übereifrigen Streifenpolizisten (Detlev Buck). Mitunter nimmt das Treiben fantastische Züge an, vor allem aber macht Haußmann aus den einstigen Schreckensfiguren komplette Clowns, die Stasi wird zu einer lächerlichen, ja sogar Mitleid erregenden Gurkentruppe. 

Schon die beiden Vorgängerfilme »Sonnenallee« (1999) und »NVA« (2005) mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, die Diktatur der DDR in politischer Unbekümmertheit zu verharmlosen. Wobei sowohl Haußmann als auch sein Vater, der Schauspieler Ezard Haußmann, unter dem Regime gelitten hatten. Vielleicht liegt es an den vielen verschiedenen Fassungen, Überarbeitungen und Nachdrehs, dass die »Stasikomödie« keine eigene, stringente Dynamik entwickelt. Erste Rohfassungen waren schon im März 2020 beim Testpublikum durchgefallen. Vielleicht ist es auch das ewig gleiche Personal – Schüttauf als Stasischergen hat man nun schon häufig genug gesehen –, das nicht mehr überrascht, oder auch die verklärenden Ostalgie, die 30 Jahre nach dem Mauerfall einfach nicht mehr funktioniert. Was bei »Sonnenallee« vor gut 20 Jahren originell erschien, ist inzwischen nur noch ein müder Abklatsch.

Meinung zum Thema

Kommentare

Die Kamera hat Michal Grabowski gemacht, nicht Hagen Bogdanski

Wobei: Ich finde bereits Sonnenallee unerträglich verniedlichend. Gestern habe ich Bettina (Bettina-Wegner-Doku) gesehen. Was für ein Kontrast. In diesem Film erlebt man, wie das Leben in der DDR war, wenn man die Linie verlassen hat. Für manche ist es aber anscheinend schöner, wieder und wieder das "So schlimm war es doch gar nicht"-Narrativ zu hören, eine nostalgische DDR-Varieté-Show, vergoldet mit den schönen Gesichtern und Körpern handverlesener Frauen. Dazu die Darstellung der Stasi - mehr Klischees in einem Film kann man sich kaum vorstellen. Haußmann betont immer wieder seine Deutungshoheit, weil er ja dabei war. Wenn man seine Filme sieht, fragt man sich, ob er wirklich dabei war.

… Geld sparen, nicht ansehen!!!
… warten ob die öffentlich rechtlichen den Schrott kaufen, und
irgendwann in der Woche ab 23 Uhr ausstrahlen…
… wirklich noch schlimmer als die beiden anderen Teile dieser
„Trilogie“

... wurden diese Typen so lächerlich dargestellt, wie ich sie erleben durfte. Es stört mich nicht, dass die gruselige Komponente dabei etwas gelitten hat, diese wurde ja bereits ausführlich dargestellt.
Habe im leeren Kino Tränen gelacht. Sehr befreiend!

Unerträglicher Film - die Schauspieler sollten s
Ich schämen- solch eine Rolle zu besetzen. Sind nach 35 Minuten rausgegangen. Spart das Geld für anderes.

Der Film ist nicht zum aushalten. Haben die super Schauspieler mitgemacht, weil sie Geld brauchten?
Leader Hausmann war schon als Schüler nicht der Hellste und so sehe ich auch seine Filme, immer mehr Schein als Sein. Auch wenn sein Vater ein guter Schauspieler zu DDR-Zeiten war, kann man nicht immer so tun, als wenn man großer Widerstandskämpfer war. Auch ein Leander Hausmann ist zu DDR-Zeiten mitgeschwommen und hat schon damals die Privilegien durch seinen Vater voll genossen. Ihm fehlt die Ernsthaftigkeit.

Klar ist der Film durch Überarbeitung zeitweise
diffus und ,ja auch verharmlosend,verklärend,
sicher auch kein Lubitschniveau,aber wer hat
das auch..
Nichtsdestotrotz habe ich den Film ,die Darsteller,
die Regie ,vor allem aber Henry Hübschen,aber auch den unterschätzten Kross in jeder Minute genossen,Haussmann erlaubt sich Charme und
Mut zum Klamauk, Bewusstsein dass alles schon
in hundert Stasi,DDRaufarbeitungen durchexerziert wurde,da Unangepasstheit und Nonchalance im deutschen Film selten passieren,Hut ab!

von nem alten Knacker von ner Stasif...e gehört "Das war doch keen Unrechtsstaat". Aufgearbeitet ist da einfach nichts. Ob der Film dazu beiträgt? Idk.

Lustiger Film über eine ernste Sache.
Mal sehen ob es in 30 Jahren überhaupt noch jemanden gibt, der über unsere derzeitge Ampelregierung drehen kann.
Lächerlich ist diese jetzt schon.

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