Buch-Tipp: Harald Mühlbeyer – Grindhouse-Kino

Ehrliches Bahnhofskino

Das »Grindhouse Double Feature« mit Tarantinos »Death Proof« und Robert Rodriguez' »Planet Terror« machte den Begriff Grindhouse 2007 einem größeren Publikum bekannt, auch wenn die beiden Filme hierzulande dann in dieser Form gar nicht ins Kino kamen. Für das Mannheimer kommunale Kino »Cinema Quadrat« aber war es der Startschuss zu nächtlichen Doppelprogrammen, die seitdem die ganze Vielfalt des Grindhousekinos zeigen. Nicht arrivierte Midnight Movies wie die »Rocky Horror Picture Show« oder »El Topo«, sondern wirkliches Bahnhofskino, Trash. 

Seit 2010 hat Stammgast Harald Mühlbeyer seine Seherfahrungen in Texten für das Onlinemagazin »Screenshot« festgehalten und jetzt eine Auswahl in Buchform veröffentlicht. Unter den achtzig Filmen finden sich übliche Verdächtige wie Jess Franco und Lucio Fulci (beide mehrfach, mit differenzierten Würdigungen), Ted V. Mikels, Cirio H. Santiago, der Produzent Wolf C. Hartwig, die Produktionsfirma Cannon, aber auch Filme, die am Ende als Filmkunst eingestuft werden wie Elio Petris »Das 10. Opfer«, Yves Boissets »Ein Bulle sieht rot« oder Bigas Lunas »Im Augenblick der Angst«, Frühwerke renommierter Regisseure wie Ron Howard und Paul Bartel (beide für Roger Cormans »New World Pictures« entstanden) oder Jonathan Kaplan, aber auch ein Spätwerk wie Wolfgang Staudtes »Fluchtweg St. Pauli«. Es geht um Blaxploitation, Horror (nicht nur Slasherfilme), japanische Monster- und asiatische Kampfkunstfilme. Manche Filme hat Mühlbeyer zweimal gesehen, dann berichtet er über seine veränderte Wahrnehmung. Seine Texte sind anregend zu lesen, weil er weder in Jubelmanier handwerklichen Müll zu Meisterwerken verklärt noch von oben herab »die schlechtesten Filme aller Zeiten« kürt, sondern sowohl die Diskrepanzen zwischen filmemacherischem Wollen und Können benennt als auch ein Auge für die schönen Details hat, die solche Werke für den geneigten Zuschauer – zumindest für Momente – retten.

 

Harald Mühlbeyer: Grindhouse-Kino. Schund – Trash – Exploitation deluxe! Mühlbeyer Filmbuchverlag, Frankenthal 2021. 248 S., 18,90 € (E-Book 13,99 €).

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