Kritik zu Generation Beziehungsunfähig

© Warner Bros. Pictures

Liebeskomödie um zwei eingefleischte Singles, die lernen müssen, die Angst vor den Risiken der Liebe zu verlieren. Frederick Lau und Luise Heyer sind Meister des Uncool-Unglamourösen

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Erst kauft sie ihm in der Tanke das letzte Stracciatella-Eis vor der Nase weg, und dann fährt sie auch noch mit seinem Leihauto auf und davon. Er denkt, er sieht das freche Gör nie wieder und gut is', doch plötzlich steht sie in der Küche seiner Ex, der er gerade mal wieder sein Herz ausschüttet, und stellt sich als deren Nachbarin heraus. Weiter geht es mit dem verbalen Schlagabtausch, dem sicheren Anzeichen einer Liebesgeschichte in Entstehung, denn wie wir alle wissen: Was sich liebt, das neckt sich.

Es beginnt also nicht sonderlich innovativ. Und daran ändert sich in der Folge auch nichts. »Generation Beziehungsunfähig« von Helena Hufnagel ist ein ziemlich einfallsloser Film. Angefangen mit der Verabredung zum unverbindlichen Sex, aus dem mit der Zeit dann natürlich doch die Sehnsucht nach einer etwas festeren Bindung entsteht. Und endend mit einer Beziehungsstatus-Klärung, die sich ausgerechnet im Rahmen einer Hochzeitsfeier abspielt, die selbstverständlich perspektivisch auch für die beiden Helden gesehen werden will. Da kannst du noch soviel tindern und swipen, vom Ungebundensein fantasieren und von der Freiheit, die damit vermeintlich einhergeht, am Ende steht doch die Einfahrt in den Hafen der Ehe. Das war schon immer so und muss auch so bleiben, erst recht in Zeiten wie diesen – die diesem Film in keiner Szene anzusehen sind, auch wenn bei seiner Entstehung wohl alle Masken trugen und dauergetestet wurden.

Die Geschichte von Tim und Ghost – zwei eingefleischte Singles in ihren Dreißigern, die eines Besseren belehrt werden und lernen müssen, die Angst vor den Risiken der Liebe zu verlieren – trägt sich zu in einer coronaleugnenden Welt permanenter Ver­stöße gegen die Hygieneregeln. Da etwas Eskapismus zwischendurch jedoch ganz guttut, käme man damit wohl klar; jedenfalls, wenn es einem egal ist, dass das zugrunde liegende Thema – Dating Apps und ihre Auswirkungen aufs Soziale – mittlerweile von den Zeitläufen überholt wurde und eine Anpassung an die Pandemie-bedingt erschwerten Bedingungen von Spontan-Sex mit Unbekannten hätte gebrauchen können. Allerdings basiert das Drehbuch zu »Generation Beziehungsunfähig«, das Hufnagel mit Hilly Martinek geschrieben hat, auf dem gleichnamigen Sachbuch-Bestseller von Michael Nast aus dem Jahr 2016. Tempi passati, und rückblickend wird klar, worauf man in Zukunft gut und gerne verzichten kann.

Lichtblicke im bedauernswert Zuspätgekommenen, das dem ganzen Film anhaftet wie Patina, sind Luise Heyer als Ghost und Frederick Lau als Tim. Sie bilden nicht nur ein schönes Paar wider Willen. Sie geben sich auch alle Mühe, das Uncool-Unglamouröse herauszuarbeiten, das dem Herumeiern zweier kindsköpfiger Erwachsener im eigenen Liebesleben anhaftet. Doch bleiben ihre auf Komplexität zielenden Darstellungen machtlos gegen jenen komödiantisch anbiedernden Regiegestus, der schon Hufnagels Spielfilm-Erstling »Einmal bitte alles« prägte und der seichtes Plätschern einer tiefergehenden Beunruhigung vorzieht.

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