Kritik zu Infidel
Inspiriert von realen Ereignissen, erzählt der Actionthriller mit Jim Caviezel in der Hauptrolle von einem christlichen Blogger, der im ägyptischen Fernsehen durch sein Glaubensbekenntnis einen Eklat provoziert
Filme mit christlicher Botschaft bilden ein eigenes Subgenre. Cyrus Nowrasteh hat dieses Motiv eigenwillig zugespitzt. Im Stil eines Agentenfilms erzählt er die von wahren Begebenheiten inspirierte Geschichte eines amerikanischen Softwarespezialisten, der sich als christlicher Blogger einen Namen machte. Die mediale Reichweite des Laienpredigers Doug Rawlins thematisiert Nowrasteh, der auch das Buch verfasste, leider nur am Rande. Das ist schade, denn so entfaltet die Schlüsselszene seines religiösen Thrillers nicht die spirituelle Sprengkraft, die sie eigentlich entfalten könnte.
Doug, so erfährt man in einem Dialog eher beiläufig, hat sich als Brückenbauer zwischen der christlichen Welt und dem islamischen Glauben Verdienste erworben. Man lädt ihn daher nach Kairo ein, wo er in einer Fernsehdiskussion als dialogbereiter Christ auftreten soll, der dem Islam die Hand reicht. In diesem Sinne erklärt der Moderator mit wohlwollender Geste, auch im Islam würde man Jesus als verdienstvollen Menschen schätzen. Doug korrigiert den Gesprächspartner: »Jesus ist Gott.« Das sei doch bloße »Semantik«, versucht der Moderator abzuwiegeln, doch Doug insistiert: »Jesus IST Gott.«
Der Film trägt zwar den Titel »Infidel«. Er arbeitet aber nicht entschieden genug heraus, warum diese vor laufender Fernsehkamera gemachte Äußerung eines »Ungläubigen« in einem Land wie Ägypten, in dem der Übergang zwischen Islam und Islamismus fließend ist, in etwa so provozierend wirkt wie die Mohammed-Karikaturen der Satirezeitschrift »Charlie Hebdo«. Doug wird entführt und erpresst. Leider macht der Film auch nicht deutlich, dass die verantwortliche Hisbollah eine libanesische Terrormiliz ist, die vom Iran finanziert wird. So wird nur schemenhaft klar, warum Doug schließlich von einem Repräsentanten des Mullah-Regimes in Teheran ein skurriler Schauprozess gemacht wird. Offiziell geht es um seine vermeintliche Spionage für die USA. Aber eigentlich soll er öffentlichkeitswirksam von seinem Glauben abschwören.
Nach seiner emblematischen Titelrolle in Mel Gibsons »Die Passion Christi« durchleidet Jim Caviezel als gekidnappter Christ erneut eine buchstäbliche Passion. Folterungen durch die Islamisten, die ihn brechen wollen, werden drastisch in Szene gesetzt. Cyrus Nowrasteh, ein amerikanischer Drehbuchautor und Regisseur mit iranischen Wurzeln, verfolgt in seiner zweiten Zusammenarbeit mit Jim Caviezel ein politisches Anliegen. Wenn Dougs Frau Liz (Claudia Karvan) auf eigene Faust loszieht, um ihren Mann zu befreien, dann wirft der Film streiflichtartige Blicke auf die korrupte iranische Gesellschaft, in der Christen ihren Glauben nur in klandestinen Gottesdiensten feiern können. Leider geht diese Botschaft etwas unter in einem unterhaltsamen, aber konventionell inszenierten Actionspektakel. Der Film thematisiert zwar einen Glaubenskrieg. Am Ende hat der Titelheld aber mehr Ähnlichkeit mit einem Agenten als mit der Verkörperung eines zeitgemäßen Christus, der bereit ist, für seine Glauben zu sterben.
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