TNT Serie: »Para – Wir sind King«
»Para – Wir sind King« (Serie, 2021). © TNT Serie
Die gleiche Welt wie in »4 Blocks«, nur drei Straßen weiter – so beschreibt das Autoren-Trio Hanno Hackfort, Richard Kropf und Bob Konrad seine neue Serie »Para – Wir sind King«, die nun lose an die Clan-Saga anknüpft, aber eben doch eine ganz andere Geschichte erzählt.
Was die Figuren im Zentrum angeht, könnten die Unterschiede erst einmal kaum größer sein. Von Berlin-Neukölln geht es in den Wedding, und auf die Männerwelt rund um Toni Hamady folgt nun ein weibliches Freundinnen-Quartett, alle an jenem Punkt, an dem sie keine Teenager mehr, aber auch noch nicht so ganz im Erwachsenen-Alltag angekommen sind.
Hajra (Soma Pysall, »Beat«), die ein allzu aufbrausendes Temperament hat, ist auf Bewährung – und der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Fanta (Jobel Mokonzi, »Druck«) steht kurz vor dem Abi und muss ansonsten dabei helfen, ihre alleinerziehende Mutter und den kleinen Bruder durchzubringen. Arzthelferin Rasaq (Roxana Samadi) soll den für sie arrangierten Ehemann kennenlernen. Und Jazz (Jeanne Goursaud, »Barbaren«) träumt von einer Karriere als Tänzerin.
Als Hajra nach sechs Monaten Jugendknast zurückkommt, wollen die vier eigentlich nur zusammen den Sommer genießen. Ein bisschen Gönnung, wie sie es selbst sagen würden. Deswegen greift Hajra kurz entschlossen zu, als sie zufällig ein Beutel mit Koks-Kapseln in die Finger bekommt. Die Freundinnen beschließen, die Drogen zu verkaufen, doch die Freude über den unerwarteten Geldsegen hält nicht lange an. Denn die eigentlichen Besitzer kommen ihnen bald auf die Spur.
Dealer Pascal (Florian Renner), der sich seinerseits gegenüber der Russenmafia verantworten muss, ist eine Figur, die man schon aus »4 Blocks« kennt. Und auch Matthias Keil (David Schütter), früher Immobilienhai, jetzt vor allem im Nachtleben aktiv, kreuzt bald den Weg einer der jungen Frauen. Von einem bloßen Abklatsch kann trotzdem keine Rede sein. Der Gangster-Thriller-Aspekt ist in »Para – Wir sind King« (der Titel verweist auf das türkische Wort für Geld, das in der Jugendsprache durch zahlreiche deutsche Rapper populär wurde) nur eine von drei Säulen – und letztlich die, die am kürzesten kommt. Darüber hinaus ist die Serie immer wieder auch Sozial- und Milieudrama, aber vor allem natürlich eine Coming-of-Age-Geschichte mit viel Party, Sex und Verschlafen (wie oft hier trotz wichtiger Termine kein Wecker gestellt wird, ist bemerkenswert!).
In den ersten drei vorab gezeigten Folgen hätte es mitunter etwas weniger atmosphärische Montagen und dafür mehr Handlung sein dürfen. Doch die Inszenierung ist stimmungsvoll und die Dialoge muten erfreulich authentisch an. Die größte Freude hier sind allerdings die vier energiegeladenen Hauptdarstellerinnen, die unwiderruflich beweisen, wie vielfältig der Talentpool für deutsche Produktionen inzwischen ist.
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