Interview: Celia Imrie über ihre Rolle in »Love Sarah«
Celia Imrie in »Love Sarah« (2020). © Weltkino
Celia Imrie, 1952 als Tochter eines Radiologen im Süden Englands geboren, studierte in ihrer Heimatstadt Guilford Schauspielerei und ist seit den Siebziger Jahren eine feste Größe im britischen Kino, Fernsehen und Theater. Zu ihren bekanntesten Filmen gehören »Highlander – Es kann nur einen geben«, »Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück«, »Kalender Girls«, »Eine zauberhafte Nanny« oder »Best Exotic Marigold Hotel«, außerdem kennt man sie aus erfolgreichen TV-Produktionen wie »Absolutely Fabulous«, »Das Haus am Eaton Place« oder »Doctor Who«. Zuletzt war sie in »Mamma Mia: Here We Go Again« sowie »Patrick Melrose« mit Benedict Cumberbatch zu sehen, außerdem spielt sie seit vier Staffeln in der Serie »Better Things«. Derzeit ist Imrie, deren erwachsener Sohn Angus ebenfalls Schauspieler ist, mit dem Film »Love Sarah« in den Kinos. Neben einer Autobiografie hat sie bereits vier Romane veröffentlicht, der letzte erschien 2019.
Frau Imrie, tut man Ihrem neuen Film »Love Sarah« Unrecht, wenn man ihn als typisch britische Feelgood-Tragikomödie bezeichnet?
Oh, den Begriff Feelgood mag ich gar nicht. Und ich weiß auch nicht, ob es typisch britisch ist, Humor und Melancholie zu vermischen. Aber ansonsten ist da sicherlich etwas dran. Es geht zwar durchaus um tragische Themen, um Verlust und Trauer, und nicht umsonst hat unsere deutsche Regisseurin Eliza Schroeder den Film ihrer verstorbenen Mutter gewidmet. Aber alles in allem erzählen wir eine Geschichte voller Freude und Optimismus. Genau das Richtige vielleicht für die Zeit, in der wir uns gerade befinden.
Im Zentrum des Films steht der Traum von einem eigenen Café. Hatten Sie den auch mal?
Nicht unbedingt, obwohl ich immer schon Freude daran hatte, Gastgeberin zu sein und Menschen zu bedienen. Allerdings bin ich eine fürchterliche Köchin, wie Ihnen jeder in meinem Umfeld bestätigen kann. Deswegen wäre ein eigenes Café vielleicht nicht die beste Idee. Auch wenn ich selbst natürlich nichts entspannender finde, als irgendwo mit einem köstlichen Gebäck und einer schönen Tasse Tee zu sitzen und die Gedanken schweifen zu lassen.
Apropos Gebäck: die ganze Welt liebt ja seit einigen Jahren die Sendung »The Great British Bake Off«. Gucken Sie die auch?
Normalerweise sind solche Shows nicht mein Fall, aber tatsächlich liebt auch mein Sohn »The Great British Bake Off«, und durch ihn bin ich da auch auf den Geschmack gekommen. Außerdem sollte ich betonen, dass meine Backkünste definitiv besser sind als mein Kochen. Einen guten Schokoladenkuchen kriege ich auf jeden Fall hin.
Aber die köstlich aussehenden Kuchen in »Love Sarah« stammen von niemand Geringerem als Starkoch Yotam Ottolenghi...
Richtig, wobei ich gestehen muss, dass ich den gar nicht kannte. Seinen Namen hatte ich schon mal gehört, aber das war's. Sie sehen, ich bin fürchterlich ahnungslos. Aber Eliza wohnte direkt neben seinem Laden in Notting Hill, so kam das zustande. Und tatsächlich sehen ja seine Kreationen zum Anbeißen aus. Nur ein Küchlein mit lila Glasur, dass ich im Film serviere, fand ich irritierend. Das ist für mich keine Farbe, die ich mit Essen assoziiere.
Sie sind seit Jahren eine feste Größe im britischen Fernsehen, Kino und am Theater. Seit einigen Jahren spielen Sie allerdings auch eine Rolle in der tollen amerikanischen Serie »Better Things« von und mit Pamela Adlon. Wie kam es dazu?
Tatsächlich hat es mich nie in die USA gezogen, zumindest nicht solange mein Sohn noch zu Schule ging. Aber als er mit seinem Studium begann, war ich dazu bereit, und als mein lieber Kollege Patrick Stewart mir eine Rolle in seiner Serie »Blunt Talk« in Aussicht stellte, packte ich meine Sachen und machte mich auf über den großen Teich. Buchstäblich mit einem Schiff, weil ich nicht gerne fliege. Leider kam dann, mitten auf meiner Zugfahrt von Chicago Richtung Los Angeles, der Anruf, dass mein Arbeitsvisum nicht fertig sei und Patrick die Rolle umbesetzen müsse. Doch weil ich dann schon mal in Hollywood war, habe ich einfach ein paar Casting-Agenten getroffen und mich umgehört.
Und so lernten Sie Adlon kennen?
Nicht gleich, kurz darauf, über Skype. Sie suchte jemanden, der ihre Mutter spielt. Wir verstanden uns auf Anhieb, nicht zuletzt weil wir sofort einige Gemeinsamkeiten entdeckten. Wir wurden beide häufig als Sprecherinnen für Zeichentrickserien besetzt. Wir haben beide unsere Kinder mehr oder weniger alleine aufgezogen. Und wir haben beide das Haus neben dem unserer Mütter gekauft. Was für ein Zufall, oder? Um diese Konstellation geht es ja nun auch in »Better Things«. Was für eine wunderbare, ungewöhnliche Serie. Ich schätze mich enorm glücklich, davon nun schon seit vier Staffeln ein Teil zu sein.
Ihre Karriere ist aber ohnehin gespickt mit unzähligen großen Erfolgen...
Was mich selbst immer wieder verblüfft, denn eigentlich habe ich überhaupt kein Gespür dafür, was erfolgreich sein könnte. Ich weiß noch, wie mir das Drehbuch zu »Bridget Jones« angeboten wurde. Das wird im Leben nicht verfilmt, sagte ich danach zu einer Freundin. Wer will eine Geschichte sehen über eine Frau, die Tagebuch schreibt und nicht mehr so viel rauchen und trinken möchte. Da passiert doch nichts. Meine Freundin musste lachen, denn sie gehörte zu den Millionen begeisterten Lesern, die diese Geschichten schon jahrelang in der Zeitung gelesen hatten. Später war ich dann irritiert, warum man eine amerikanische Schauspielerin besetzte, so gerne ich auch Renée Zellweger mochte. Aber natürlich lag ich wieder falsch, und gerade ihretwegen wurde der Film so ein großer Hit.
Sogar einen kleinen Auftritt als Kampfpilotin in »Star Wars: Episode I« hatten Sie. Wie kam George Lucas auf diese Idee?
Das war wieder mal reiner Zufall. Der Film wurde in London gedreht, wo ich damals gerade in einem Harold Pinter-Stück auf der Bühne stand. Bei einer Matinee saß der Casting Director im Publikum – und lud mich danach zum Vorsprechen ein. Die Rolle der Mutter von Luke Skywalker bekam ich nicht, aber als Ersatz bot man mir die Kampfpilotin an. Da habe ich natürlich nicht lange gezögert, mein Sohn war sieben Jahre alt und ich wusste, der würde begeistert sein. Außerdem ist der Film bis heute meine Rettung, wenn mir mit Taxifahrern der Gesprächsstoff ausgeht. »Star Wars« kennt jeder! Und am Ende bekomme ich manchmal sogar die Fahrt geschenkt, so begeistert sind sie.
Obendrein sind sie seit einigen Jahren auch erfolgreiche Schriftstellerin. Wie fanden Sie nach all den Jahren vor der Kamera zur Literatur?
Ich bin gar keine große Leserin und interessierte mich zunächst auch nicht fürs Schreiben. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich meine Autobiografie schreiben wolle und lehnte ab. Erst als der Verlag sagte: wenn du es nicht machst, macht es jemand anderes, war ich plötzlich motiviert. Denn so wusste ich, dass ich es selbst in der Hand habe, was ich erzähle und was nicht.
Und die Arbeit an »The Happy Hoofer« lief dann so gut, dass Sie sogar mit Romanen anfingen?
Ja, vor allem nachdem ich die dreitägige Vorlesung »The Story Structure« des Amerikaners Robert McKee hörte. Da habe ich unglaublich viel gelernt. Aber auch von Patricia Highsmith habe ich mir viel abgeguckt, etwa die Sparsamkeit, mit der man Sätze formulieren kann.
Angesiedelt sind Ihre Bücher wie »Not Quite Nice« oder zuletzt »A Nice Cup of Tea« immer in Nizza. Warum?
Weil ich sie dort schreibe. Ich habe einen Zweitwohnsitz an der französischen Riviera und liebe es dort Zeit zu verbringen. In London könnte ich nicht schreiben, da bin ich viel zu abgelenkt. Aber in Nizza kenne ich kaum jemanden, da habe ich meine Ruhe und lasse mich von dem inspirieren, was ich sehe, von dem Essen, dem Licht und überhaupt der ganzen wunderbaren französischen Lebensart.
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