Kritik zu Suzi Q

© Arsenal Filmverleih

2019
Original-Titel: 
Suzi Q
Filmstart in Deutschland: 
04.06.2020
L: 
104 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Kleine Frau, großes Instrument: Liam Firmager legt in seiner ausführlichen Dokumentation die bestimmenden Linien in Suzi Quatros Karriere bloß

Bewertung: 4
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She's a wild one. So viel steht fest. Suzi Quatro, der Regisseur Liam Firmager mit seinem Dokumentarfilm »Suzi Q« quasi zu ihrem 70. Geburtstag gratuliert, war nie zu stoppen. Als Teenager Mitte der 60er gründet sie mit Schwestern und Nachbarmädchen eine rein weibliche Beatband, lernt Bass spielen, tourt mit 15 Jahren durch die USA, steht in Clubs auf dem Tisch und singt »Well I may not live past 21, but whooo – what a way to die!« Richtig gut läuft es dennoch nicht. Bis der britische Musikproduzent Mickie Most das Potenzial in der kleinen Frau mit dem großen Instrument erkennt, und sie nach Großbritannien holt.

Spätestens ab dann, Anfang der 70er, so liest es sich zwischen den Zeilen von Firmagers ausführlicher Dokumentation, generiert sich das »Wilde« zu wilder Entschlossenheit. Das Interessanteste an »Suzi Q« sind nicht die wohlwollenden talking heads oder die langen Gespräche mit der energetischen Rockerbraut selbst. Sondern ist die Erkenntnis, dass die Grundlage, der zündende Funke für eine Karriere wie Suzis neben dem branchenüblichen Narzissmus auch ein zuweilen egoistisch anmutender Wille zum Ruhm ist. 

Denn Suzis Weg war hoppelig, so erzählt es Firmager behutsam und über Bande. Zunächst musste die Familie zurückgelassen werden – den Schwestern und Ex-Bandkolleginnen merkt man die Verletzung, von Suzi zugunsten der potenziellen Karriere fallengelassen worden zu sein, noch immer an: »Ich werde nie ein Suzi-Quatro-Fan sein«, sagt ihre Schwester Nancy (nach 50 Jahren Therapie- und Distanzierungsmöglichkeiten). Hernach stagnierte und lavierte Quatro am Klangproblem herum – in den eigenen Stücken fand sich angeblich kein Hitpotenzial, und es dauerte, bis ein Songwriter-Duo ihr den typischen, wummernden, kneipenaffinen Post-Glam-Quatro-Sound auf den Leib schneiderte, die Mitmusiker stellte, und sie anhielt, aus vollem Halse »Can the Can« und »48 Crash« zu schreien. 

Wie schnell Quatro nach ein paar erfolgreichen Jahren und internationalen (wenn auch kaum US-amerikanischen) Hits aus dem Lederjumpsuit hinaus- und in völlig andere Welten hineinschlüpfte, komponiert Firmager zu einem Beweis für ihre Vielseitigkeit: Sie singt in Musicals wie »Annie Get Your Gun«, sie schreibt sogar eins. Sie talkt und moderiert, spielt Sketche und in einer US-amerikanischen Unterhaltungsserie. Quatros feministische Bedeutung als erste Rockbandleaderin, die ein Instrument spielt, lässt Firmager vor allem von ihr folgenden Musikern erklären. Donata Sparks von L7 gibt sich als Fan zu erkennen, und dass Joan Jett, die ihren eigenen Rockweg bei den Runaways begann, angeblich einst in einem Club ein Poster von Suzi im Lederbikini stahl, bleibt eine bezeichnende Anekdote. Denn Quatro selbst sieht sich nicht als Feministin, mit dem Thema Gender setzt sie sich nicht auseinander – was wiederum zu einer gewissen Ignoranz passt. Würde sie zugeben, dass auch der Premierenfaktor als junge hübsche Musikerin eine Rolle gespielt haben könnte, müsste sie über die Qualität des eigenen Oeuvres nachdenken. Das jedoch liegt ihr fern.

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