DVD-Tipp: »Baby Blood« (1989)

© Bildstörung

Ungeboren und durstig

Schon der Prolog ist befremdlich: Zu Bildern von spuckenden Vulkanen und wilden Meeren resümiert eine krächzende Erzählstimme die Entstehung des Lebens auf der Erde. »Alle diese Lebensformen begannen sich fortzupflanzen. Alle außer einer. Ich, dem nur eines fehlte: die Geburt.« Alain Robaks eigenwilliger Genrefilm »Baby Blood« erzählt nun, wie dieses ungeborene Wesen sich im Frankreich der Gegenwart (des Jahres 1989) einen Weg in die Welt sucht und als Parasit in einem Leoparden einen kleinen Zirkus in Unruhe versetzt. Der lebensgierige Organismus kapert dann den Körper der jungen Yanka und zwingt sie, ihn auszutragen – fast wie in einer echten Schwangerschaft. Außer diesem ungewollten Zustand quälen weitere Zumutungen die menschliche Wirtin: Das ungeborene Wesen dürstet ständig nach Blut und hat zudem ein großes Mitteilungsbedürfnis, was zu einigen sehr absurden Dialogen zwischen ihm und Yanka führt.

Emmanuelle Escourrou verkörpert diese Monstermutter wider Willen sehr eindrucksvoll in ihrem anfänglichen Aufbegehren gegen die Fremdbestimmung und dem allmählichen Bejahen ihrer »Mission«. Im Laufe einer sehr blutigen, opferreichen Odyssee durch Frankreich wird Yanka so zur düsteren, doch starken Kämpferin.

Vieles an dieser Splatterkomödie erinnert an frühe Werke von David Cronenberg oder auch Peter Jackson, aber Alain Robak hat ein sehr eigenständiges Werk geschaffen, von Ironie durchtränkt und doch grimmig. Widersprüchlich sind die deutlich feministischen Anklänge einerseits und die voyeuristische Inszenierung der Hauptdarstellerin andererseits. So ist die mörderische Heldin immer wieder und nicht immer wohlbegründet nackt zu sehen, während sie mit lauter dummen, geilen und brutalen Männern zu tun hat, deren gewaltsame Tode kein Mitleid erregen. Ein durchaus zynischer Film also, doch höchst vergnüglich in seiner Lust am Grotesken und Absurden, an filmischer Extravaganz und blutigen Exzessen.

Das Label Bildstörung hat auch bei diesem Film ganze Arbeit geleistet, von der Bild- und Tonqualität und der wie üblich schönen Ausstattung im Schuber, mit Booklet und guten Essays bis hin zu den Extras: einem Audiokommentar mit Regisseur und Hauptdarstellerin, zwei Kurzfilmen von Robak und mehreren ausführlichen neuen Interviews.

 

 

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