Ein Fall für drei
Jörg Meuthen, Hans Joachim Mendig, Moritz Hunzinger (v.r.n.r.). Foto: Jörg Meuthen/Instagram
Drei Herren beim Kaffee. Sie lächeln freundlich in die Kamera, aber es ist ein Bild mit Sprengkraft. Der eine ist der Frankfurter PR-Berater Moritz Hunzinger, der zuletzt mit rassistischen Äußerungen auf sich aufmerksam machte (»Wilde«), der andere der AfD-Sprecher Jörg Meuthen (der das Foto auch auf seinem Instagram-Account postete), und entspannt mittendrin: der Chef der hessischen Filmförderung, Hans Joachim Mendig. Und es war auch kein Kaffeekränzchen dreier älterer Herren, sondern ein »sehr angeregter und konstruktiver politischer Gedankenaustausch«, wie die Bildlegende besagt.
Schon im Juli fand das Treffen in einem Frankfurter Restaurant statt, doch erst durch einen Artikel im Lokalblatt »Journal Frankfurt« und den Blog des Filmjournalisten Rüdiger Suchsland kam es an die Öffentlichkeit. Nun ist die rechtspopulistische AfD eher eine antikulturell exponierte Partei, in ihrem Programm fordert sie etwa die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und predigt die »deutsche Leitkultur«. Auch wenn Mendig von einem privaten Anlass sprach: Die Hessische Ministerin Angela Dorn (Grüne) zeigte sich »verwundert« über das Treffen und betonte, dass die hessische Filmszene für »Vielfalt, Akzeptanz und Weltoffenheit « steht.
Verschiedene Mitglieder der Förderkommission der Hessen Film und Medien GmbH traten schon zurück, eine Petition für den Rücktritt Mendigs haben mittlerweile 500 Personen unterzeichnet, darunter die Regisseurinnen und Regisseure Emily Atef, Nicolette Krebitz, Sherry Hormann, Christian Petzold und Dominik Graf. Auch die Deutsche Filmakademie schaltete sich ein und erinnerte an die Richtlinie, dass »die HessenFilm (sich) verpflichtet, nur solche Projekte und Produktionen zu fördern, die die Würde des Menschen achten, die Grundrechte respektieren und die Achtung vor dem Leben fördern.« Was mit den Vorstellungen der AfD nur schwer in Einklang zu bringen sei. Auch der Verband der Film- und FernsehregisseurInnen (BVR) kritisierte Mendig, der sich bislang zu den Vorwürfen nicht weiter äußerte. Die Initiative HessenFilm als Zusammenschluss verschiedener Branchenverbände forderte die Ministerin auf, eine Klärung herbeizuführen.
Ins Amt gehievt wurde Mendig, ein Freund Hunzingers, mit dem er schon manchmal Panzer fährt, wie die »Bild« berichtete, 2016 von dem ehemaligen Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein (CDU). Schon damals gab es Proteste in der hessischen Szene, weil Mendig zwar ein ausgewiesener Fernsehproduzent war (zum Beispiel mit der Serie »Ein Fall für Zwei«), aber keinen einzigen Kinospielfilm in seiner Filmografie vorweisen konnte – ganz zu schweigen von den Formaten, für die das Filmland Hessen steht: Kurz-, Dokumentar- und Experimentalfilme.
[Ergänzung: Die HessenFilm hat am 19. September eine Stellungnahme veröffentlicht. Am 24. September hat der Aufsichtsrat der HessenFilm und Medien GmbH in einer außerordentlichen Sitzung beschlossen, sich von seinem Geschäftsführer Hans Joachim Mendig zu trennen.]
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