Kritik zu Fisherman's Friends
Nach einer wahren Geschichte: Singende Seebären stürmten tatsächlich 2010 die britischen Charts; ihr Debütalbum war das erfolgreichste Folk-Album aller Zeiten. Chris Foggin macht nun einen Wohlfühlfilm daraus
Port Isaac in Cornwall ist die Art von Ort, wo man gern Urlaub machen würde. Nicht zu groß, ausgestattet mit hübschen Häuschen und malerisch an der Mündung eines Flusses gelegen, wirkt das Ganze wie von Rosamunde Pilcher erfunden, existiert aber tatsächlich. Hierhin zieht es vier Männer aus London, die einen Junggesellenabschied feiern wollen. Doch ebenso bedauerlicher- wie verständlicherweise haben die Einheimischen so gar keinen Sinn für Touristen, die sie verächtlich nur »Emmets« nennen, cornisch für »Ameisen«: Eben Leute, die in Scharen kommen, um ein paar Tage in sonst leerstehenden Ferienhäusern zu verbringen, und nur Ärger machen. Chris Foggins Spielfilm »Fisherman's Friends« setzt von Beginn an auf den Kontrast zwischen Stadt und Land, der hier einer zwischen zynisch-erfolgsorientierter Existenz ist und einem unverfälschten, einfachen Leben, welches das einzig wahre Glück verspricht.
Hat man als Zuschauer einmal seinen Frieden gemacht mit dieser doch eher schlichten Konstellation, so steht dem Spaß nichts mehr im Wege. Im Mittelpunkt der Handlung erlebt man eine Gruppe Fischer, die fröhlich Seemannslieder schmettern, während sie ihr Tagewerk verrichten. Das macht sofort gute Laune. Wer könnte auch diesen attraktiv wettergegerbten Männern verschiedenen Alters widerstehen, die noch alle Zähne im Mund haben und so schmuck aussehen in ihren Strickpullovern, gelbem Ölzeug oder dunkelblauen Kaban-Jacken! Auch der Musik-Manager Danny (Daniel Mays) ist sofort bezaubert – und wittert in den singenden Seemännern ein gutes Geschäft. Seine drei Londoner Freunde beauftragen ihn denn auch, die Truppe groß rauszubringen. Dass dies ein Scherz ihrerseits ist, ahnt Danny nicht, der sich zudem in Alwyn (Tuppence Middleton), die Tochter des wortführenden Seemanns verliebt hat.
»Fisherman's Friends« ist ein Wohlfühlfilm – für Leute in der Lebensmitte und darüber –, der in konventioneller Dramaturgie von Freundschaft, Gemeinschaft und Tradition erzählt. Der ganze Film stellt gewissermaßen eine Feier des Regionalen dar, des »terroir« gegenüber dem artifiziellen »branding«, was einen Seitenhieb gegen die Musikindustrie mit ihren künstlich aufgebauten Stars einschließt. Und so wird das Augenmerk denn auch stark auf Aspekte der Authentizität gerichtet: die »Echtheit« der singenden Fischer, aber auch die der Geschichte des Ortes und seiner Bewohner, ihrer Überlieferungen und Traditionen. Die Charaktere sind dabei stark schematisiert, was durch die Prägnanz der Darsteller gemildert wird. Da gibt es natürlich den Außenseiter, hier der Städter Danny, der sich erst einmal im ländlichen Rahmen bewähren muss, um ins Dorf aufgenommen zu werden und um sich der Liebe einer Einheimischen würdig zu erweisen. Die Fischer selbst sind nur sparsam individualisiert, da sie ja als Gruppe vorbildhaft die Idee eines funktionierenden Gemeinschaftssinns abbilden sollen. Es braucht da schon das Argument ernsthafter finanzieller Schwierigkeiten und des Alleingangs eines der Männer, um einen ernsthaften Konflikt aufflammen zu lassen.
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