Kritik zu Besser als nix
Ute Wieland (FC Venus) erzählt in ihrem neuen Film von einem Grufti, der wider Willen die Trauerarbeit zum Beruf macht. Die schwarze Komödie ist mit einem starken Hauptdarsteller besetzt
Tom hat die Arschkarte gezogen. Der 19-Jährige lebt in einem trostlosen Provinznest, in dem man nicht tot über dem Zaun hängen möchte. Seine Mutter ist auf rätselhafte Weise verschwunden, und die Pflicht als Torwart eines erfolglosen Fußballteams, von seinem trinkenden Vater gecoacht, ist ihm eine Last. Die Stimme des Alten dringt nur als leises Wispern an seine Ohren. Meist hat Tom, der das Abi nicht geschafft und keinen Plan hat, Kopfhörer auf. Melancholischer Gitarrenpop katapultiert ihn in sein persönliches Nirvana.
Flott und ansehnlich wirkt dieser Einstieg in die Welt des von François Goeske glaubhaft verkörperten Rebellen, der nicht so genau weiß, wogegen er aufbegehren soll. Der zentrale Gag ist jedoch absehbar. Bei der Berufsberatung, die von einer erstaunlich jungen Referendarin geleitet wird, ist der Melancholiker so beeindruckt, dass er sich erstmals ins Zeug legt. So vermittelt man ihm einen Job, der zu seinem Outfit als Grufti perfekt zu passen scheint: in einem Bestattungsinstitut.
Witze um diesen unpopulären Beruf sind eigentlich ausgereizt. Mit einem Kunstwerk wie Nokan sollte man Ute Wielands Film besser nicht vergleichen. Taucht Tom in die Welt der Leichen, Urnen und Särge ein, dann gelingen immerhin einige groteske Momente mit einem Hauch von britischem Humor. Leicht übersieht man dabei das ernste Ansinnen dieser Notizen aus der Provinz. Berührungsängste mit der makabren Beschäftigung des Bestatters sollen eigentlich nur die Schwierigkeiten des Berufseinstiegs verdeutlichen. Dafür findet der Film ein sprechendes Bild. Wenn Tom Fahrstunden für den Führerschein nimmt, sich aber im Kreisverkehr nicht für eine Abfahrt entscheiden kann, so wird nachvollziehbar, was es heißt, überhaupt einen Weg einzuschlagen.
Sein Sandkastenfreund Mike (Jannis Niewöhner) hat als angehender Kfz-Mechaniker offenbar die Kurve gekriegt. Doch er spielte seinen Kumpels alles nur vor und rast dann aus Verzweiflung gegen den Baum. Ausgerechnet Tom muss in seinem neuen Job die Leiche abtransportieren – eine Schlüsselszene, die nicht überzeugt, weil Mikes Figur schemenhaft bleibt. Toms Gefühl schmerzlicher Trauer angesichts des toten Freundes wird allein durch videoclipartig eingesetzte Musikuntermalung evoziert.
Besser als nix ist als melancholische schwarze Komödie konzipiert, doch die Balance zwischen berührenden und grotesken Momenten funktioniert nicht immer. Kollege Hans (Clemens Schick), der den Tod vorhersehen kann, bereitet Leichen zärtlich mit dem Elvis-Song »Love Me Tender« für die ewige Ruhe vor: Das hat was. Doch Nicolette Krebitz als aidskranke Exkrankenschwester, die in russischem Akzent spricht, wirkt klamaukig. Und wenn Tom im Pflegeheim seine Oma besucht, die von der manierierten Hannelore Elsner gespielt wird, dann wirkt der Film auf eine nicht intendierte Weise unterirdisch.
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