Kritik zu Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks
Die spinnen, die Gallier: Im zweiten computeranimierten Asterix-Abenteuer fällt Miraculix vom Baum und sucht für das Brauen des Zaubertranks einen vertrauenswürdigen Nachfolger
Jedes neue Asterix-Abenteuer löst bei Menschen mit BRD-Jugend ein zwiespältiges Gefühl zwischen Gespanntsein und »Muss das sein?« aus. Der Frust begann bereits nach »Asterix bei den Belgiern« 1979, dem letzten Band, der noch vom Esprit des früh verstorbenen Texters René Goscinny geprägt war. Seitdem mangelt es den Alben von Zeichner Uderzo und seinen Nachfolgern an jenem legendären Humor, der einst dafür sorgte, dass sich ganze Unterhaltungen mit Asterix-Zitaten bestreiten ließen (auch dank der geistreichen Übersetzerin Gudrun Penndorf; eine Verbeugung vor dieser »Erika Fuchs« der Asterix-Comics ist längst überfällig). Dennoch hat sich das Universum der renitenten Gallier stetig ausgeweitet. Die bisherigen Höhepunkte waren vier Realfilme, die als Schaulaufen altertümlich kostümierter Stars in Erinnerung bleiben und Gérard Depardieu mit Obelix-Wampe endlich als Volksschauspieler etablierten. 2014 folgte, nach acht betulichen Zeichentrickfilmen, das erste computeranimierte 3D-Abenteuer »Asterix im Land der Götter«.
Auch die Fortsetzung trumpft mit Animationen auf, in denen nicht nur die rosigen Knollennasen der Gallier zu XXL-Format aufgeblasen werden. Gleich zu Beginn gibt es eine angeberische Kamerafahrt, die mit dem Sturz des Mistel schneidenden Miraculix vom Baum endet. Der fortan schwer melancholische Druide entschließt sich, einen Nachfolger zu suchen, dem er das Geheimnis des Zaubertranks anvertrauen kann. Die Dörfler sind zu Recht beunruhigt, und prompt mucken die Römer auf. Während Miraculix mit seinen Helfern auf einer Druiden-Casting-Tour quer durch Frankreich zieht, tritt sein alter Rivale Dämonix auf den Plan.
Wieder wird in der Handlung auf bewährte Motive, z.B. aus »Der Seher«, und »Kampf der Häuptlinge« zurückgegriffen, mit untergehenden Piraten und streitlustigen Galliern als Running Gags. Erfreulich surreal ist eine »Transformers«-Anspielung mit aufgetürmten Legionären in Rüstungen. Neben rasanter Action beherrscht Regisseur Alexandre Astier, durch die »Kaamelott«-Comedyserie bekannt geworden, auch die Kunst des zickig-verbalen Geplänkels. Goscinny, der einst die Dauergereiztheit der gallischen Gockel in grandiose Dialoge fasste, hätte sich über manche Pointe gefreut. Doch ob es nun der »political correctness« oder der vermutlichen Ahnungslosigkeit der Zielgruppe geschuldet ist: landsmannschaftliche Lästereien fehlen gänzlich. Nichts da mit Fonduewitzen à la »In den See, in den See, mit einem Gewicht an den Füßen!« bei einem Schweiz-Abstecher, und auch kein Spott über regionale Eigentümlichkeiten, wie sie auf dieser Tour de France erwartbar gewesen wären. Mit Miraculix' Todesahnungen bekommt die Geschichte zwar Tiefgang, mit einem schlauen Mädchen wird der Gender-Rhetorik Genüge getan, und im Wettbewerb der Zauberlehrlinge wird sogar die Rolle der Kunst gewürdigt. Trotz einer gelungenen Balance zwischen Action und Wortwitz fehlt es auch dieser Asterix-Variation an Biss – an jenem Schluck Zaubertrank, der zu Geistesblitzen jenseits des bloßen Bemühens inspiriert.
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