Mädchen auf dem hohen Ross

Unsere "steile These" des Monats Februar
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Das Kostümdrama »Am grünen Rand der Welt« beginnt mit einer Szene, in der die Heldin ausgestreckt auf einem Pferd liegt, von dem sie behutsam über einen besonnten Waldweg ge­schaukelt wird. Ein Bild totaler Entspannung, mit der Botschaft: Die restliche Welt kann uns den (Pferde-)Buckel runterrutschen. Frauen und Pferde, das hat eine spezielle Symbolik, die das Kino früh erkannte. Doch wir wollen hier nicht von Kostümfilmen oder Western reden, sondern vom aktuellen Boom der Mädchen-Pferde-­Filme, der mit einem Remake der Immenhof-Geschichte einen vorläufigen Höhepunkt findet. »Rock My Heart«, zwei »Wendy«-, vier »Bibi-&-Tina«-Filme und Ende Februar ein viertes »Ostwind«-Abenteuer: Da entwickelt sich ein exklusiv weibliches Teeniegenre, das von der Filmkritik, wenn überhaupt, meist hämisch kommentiert wird. Die Renaissance der vermeintlich trutschigen Fünfziger-Jahre-Serie um die »Mädels vom Immenhof« scheint die These zu bestätigen, dass hier ein reaktionäres Frauenbild transportiert wird. Die Analyse geht etwa so: Mädchen zähmen, ­typisch weiblich, mit aufopfernder Liebe ein Pferd, das mit ­seinen Macken sowohl ihr therapiebedürftiges Alter Ego darstellen wie als Metapher für die Zähmung des bedrohlich Männlichen stehen kann. Doch mal davon abgesehen, dass die meisten ­dieser Filme den Bechdel-Test glanzvoll bestehen und der »Oberschichten«-Sport kaum kostspieliger als das jährlich gekaufte iPhone ist.

Verkörpern diese Heldinnen »auf dem hohen Ross«, die erhebenden Bilder wehender Mähnen nicht vielmehr die Sehnsucht der ­jungen Zuschauerinnen nach Auto­nomie, nach Zügel-locker-lassen, kurz, nach jener Selbst­bestimmtheit, die sonst männlich konnotiert ist? Die blassen Filmjungs, die um die Mädchen scharwenzeln, sind kein Ersatz für die Gefühle, die das Pferd auslöst (und das schreibt jemand, der nie den Drang verspürte, auf ein Pferd zu steigen). Dass ein Pferd zum Manne überleitet, wurde im frauenfeindlichsten aller Hitchcock-Filme, in »Marnie«, demonstriert, in dem die Titelfigur ihrem geliebten Ross den Gnadenschuss gibt und sich mit ihrer Ehe mit einem Vergewaltiger ab­findet. Liebe Pferdenärrinnen, euer Filmgeschmack ist nicht dämlich – lasst euch nicht den Spaß verderben!      

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