Kritik zu RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit

© Koch Films

2018
Original-Titel: 
RBG
Filmstart in Deutschland: 
13.12.2018
L: 
97 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Als Vertreterin der liberalen Seite im ­amerikanischen Supreme Court kommt ihr aktuell mehr Bedeutung denn je zu: Betsy West und Julie Cohen porträtieren Richterin Ruth Bader Ginsburg

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Als Ruth Bader Ginsburg am Abend des 7. November dieses Jahres mit mehrfach gebrochenen Rippen ins Krankenhaus kam, ging ein Schockbeben durch die liberale Welt. Könnte dies etwa das Ende ihrer beruflichen Laufbahn sein? Denn »Notorious R.B.G.«, wie sie zuerst von Fans genannt wurde, ist mit ihren 85 Jahren nicht nur auf Lebenszeit benannte Richterin des Supreme Court der USA –sondern mit Entscheidungen besonders zu Fragen geschlechtlicher Diskriminierung auch eine Wegbereiterin heutiger Frauenrechte. In den letzten Jahren, erst recht nach der Trump-Wahl, wurde die zweite Frau auf einem SCOTUS-Posten durch das Netz auch zu einer wahren Pop-Ikone unter ganz ­jungen US-BürgerInnen.

Der Film von Julie Cohen und Betsy West erzählt all das und beginnt zu Bildern aus Washington mit einer von einer Rossini-­Ouvertüre unterlegten Sammlung abfälliger Zitate zu Ginsburg, von »Anti-American« über »wicked« und »witch« bis »zombie«. Dann folgen kurze Einblicke in das beachtliche Fitnessprogramm der alten Dame – und die chronologische Erzählung des außerordentlichen Lebens einer fleißigen, schüchternen Juristin, die als eine von neun Frauen unter fünfhundert männlichen Studenten ihr Studium an der Harvard Law School begann und dabei noch einen krebskranken Mann und ein kleines Kind mitversorgte.

Erst als Ginsburg trotz ihres brillanten Abschlusses in ganz New York keine angemessene Stelle in einer Kanzlei bekam, realisierte sie die Misogynie des damaligen Justizbetriebs und entschloss sich, mit den erlernten ganz eigenen Mitteln und aller Kraft als Anwältin dagegen anzukämpfen. So bilden die von ihr erstrittenen Gerichtsurteile vieler dieser Fälle neben dem Biografischen auch den zweiten rote Faden des Films. ­Dessen Grundlage sind neben einer ­reichhaltigen Auswahl an Archivbildern und Fernsehmitschnitten ein langes Interview und ein paar Ausflüge mit ­Ginsburg selbst sowie Gespräche mit ihren beiden Kindern, FreundInnen, Kolleg­Innen und anderen Wegbegleitern.

Dabei ist dieser Film wie so vieleandere US-Dokumentationen leider so sehr von der Angst vor Langeweile getrieben, dass keine der vielen befragten Personen mehr als einen Satz lang zu ­sehen ist, kein unbewegtes Bild länger als eine Sekunde stehen bleibt und hinter fast jedem verbalen Statement mindestens noch ein Piano mitklimpert. Das ist professionell und kunstvoll gemacht, führt aber beim Zuschauen schnell zu einem Gefühl von Besoffenheit. Und eigentlich schön ausgedachte Montage-Highlights wie die Kombination einer Work-out-Sitzung mit der Arie der Königin der Nacht aus der »Zauberflöte« gehen fast unter in der Flut der einstürmenden Bilder und Töne.

Zugegebenermaßen war der Film in den USA mit diesem Konzept höchst erfolgreich. Und vielleicht lässt sich seine Getriebenheit auch als mimetische Spiegelung des Arbeitsrhythmus der schwer work­aholischen Titelheldin lesen. Eine Menge Zeitgeschichte lernen lässt sich auf jeden Fall. R.B.G. selbst ist übrigens wieder aus dem Krankenhaus entlassen und zu Hause – bei der Arbeit.

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