Kritik zu Gold
Gier und Abenteuer im 20. Jahrhundert: Matthew McConaughey spielt einen Minenbetreiber aus Nevada, der seine letzte Chance auf Erfolg im indonesischen Dschungel sucht
Im Prolog des Films, der das Jahr 1981 zeigt, tritt Kenny Wells als gut aussehender, smarter Verkäufer auf. Sieben Jahre später ist aus ihm ein schmerbäuchiger Mann mit Halbglatze und schlechten Zähnen geworden. Die von seinem Großvater gegründete Firma, die sich der Ausbeutung von Bodenschätzen verschrieben hat, ist da fast am Ende, statt in Büroräumen erledigen die Mitarbeiter ihre Telefonate nun in der Bar, in der Kennys Freundin serviert.
Eine letzte Chance für diesen Mann ist der Aufbruch in den indonesischen Dschungel, wo der Geologe Mike Acosta wartet, wie Kenny ein Besessener und in letzter Zeit ebenfalls nicht mit Erfolg gesegnet. Als sie schließlich Gold finden, macht das Schlagzeilen. Jetzt hofieren Kenny auch jene Bankiers, die vorher keine Zeit für ihn hatten. Der Börsengang seiner Firma ist ein Ereignis, doch wird Kenny, der den asiatischen Dschungel überstanden hat, auch den Dschungel der Wall Street mit all ihren Intrigen überstehen? Ist der »Goldfund des Jahrzehnts« nicht zu schön, um wahr zu sein?
Wer ist Kenny Wells? Diese Frage stellt sich der Zuschauer immer wieder. Ein Spieler, der die vom Großvater gegründete Firma in den Ruin getrieben hat? Der aber auch Bewunderung verdient, wenn er in Indonesien einen Sohn des Präsidenten Suharto von sich überzeugt, indem er keine Berührungsangst vor einem Tiger zeigt? Zweifelsohne ist er ein gewiefter Verkäufer. »Wir verkaufen eine Geschichte – die Geschichte sind Sie«, erklärt er seinem Geschäftspartner Acosta. Dabei weiß er um die Kunst der Inszenierung, etwa wenn er bei der Probe einer Dankesrede im Hotelzimmer Acosta fragt, ob das Pathos nicht zu dick aufgetragen sei. Kenny soll die »Goldene Spitzhacke« verliehen werden, was ihm Gelegenheit gibt, von seinem Großvater zu erzählen, dessen Pioniergeist zu beschwören und selbigen für sich selber zu reklamieren. Zu diesem Zeitpunkt könnten wir als Zuschauer ihm abnehmen, dass er ein Mann mit einem Traum ist. »Das Gold rief mich«, sagt er einmal. Oder ist er doch nur »ein Trunkenbold, ein Clown«, der nicht begreifen will, »dass seine Kontrahenten in einer anderen Liga spielen«, wie es ihm Acosta einmal vorwirft?
Es ist diese Ambivalenz der Hauptfigur, die Gold etwas Schillerndes verleiht. Matthew McConaughey, der den Film auch mitproduziert hat, spielt sich die Seele aus dem Leib. Das ist durchaus überzeugend, auch wenn er mit seinem kurzen Gastauftritt in »The Wolf of Wall Street« gezeigt hat, dass er dieselbe Eindringlichkeit auch mit sehr viel weniger Aufwand aus dem Ärmel schütteln kann. Was manchmal wie eine zeitgemäße Variante von »Der Schatz der Sierra Madre« wirkt, erscheint in anderen Momenten als Loblied auf die Beharrlichkeit des Pioniergeistes, so wie der Film zwischen Drama und Satire oszilliert. Nicht zuletzt besitzt er auch eine surreale Seite. Wenn Wells nach seiner Malariaerkrankung im Dschungel wieder auf die Beine kommt, ist das Gold gefunden – man könnte denken, das ist nur ein Fiebertraum. Das märchenhafte Ende unterstreicht diese Doppelbödigkeit noch.
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