Ins Reich der Fantasie: »Hollywood in Vienna« 2017 mit Filmkomponist Danny Elfman

»Alice im Wunderland« (2010). © Walt Disney Pictures

»Alice im Wunderland« (2010). © Walt Disney Pictures

Die Wiener Filmmusik-Gala »Hollywood in Vienna« feiert am 28. und 29. September 2017 ihr zehntes Jubiläum mit märchenhaften Klängen und einem Tribut an Ehrengast Danny Elfman (»Batman«, »Nightmare Before Christmas«, »Alice im Wunderland«)

Filmmusik verzaubert. Sie haucht den Bildern Leben ein und besiegelt das magische Band zwischen Leinwand und Zuschauer. Gerade im fantastischen Kino kommt ihr eine zentrale Rolle zu: In ausdrucksvollen Klangfarben malt sie die Konturen filmischer Wunderwelten nach und ermutigt den Zuschauer mit verspielten Melodien zum Träumen. Gleichzeitig schenkt sie in der unheimlichen Fremde etwas Vertrautes. »Kinomusik hat den Gestus eines Kindes, das im Dunkeln vor sich hinsingt«, haben Theodor Adorno und Hanns Eisler einmal geschrieben. Filmmusik gibt den Takt vor, in dem wir uns pfeifend in den Märchenwald hineinstürzen.

Dieser Magie setzt das ORF Radiosymphonieorchester Wien am 28. und 29. September 2017 unter der Leitung von Gast Dirigent John Mauceri ein musikalisches Denkmal. Die diesjährige »Hollywood in Vienna«-Gala im Wiener Konzerthaus steht ganz im Zeichen des Fantasy-Films und huldigt den modernen Fairytales des Kinos. »Die Chroniken von Narnia« (Harry Gregson-Williams / David Arnold), »Wenn Träume fliegen lernen« (Jan A.P. Kaczmarek), »Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger« (Mychael Danna) – Die Musik zu diesen Filmen lässt die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen und betont die Macht des Geschichtenerzählens. In Disneys Neuerzählungen bekannter Märchenstoffe treffen poppige Musical-Songs auf traditionelle Orchestermusik und folkloristische Töne, wie »Mulan« (Jerry Goldsmith), »Der König der Löwen« (Hans Zimmer) und »Die Schöne und das Biest« (Alan Menken) beweisen.

Unangepasst, schräg, schaurig, schön: Danny Elfman ist der Maestro des sinisteren Orchesterklangs. In einem Tribute to Danny Elfman widmet sich der zweite Teil des Konzerts ganz dem ungewöhnlichen Schaffen des Filmkomponisten. Bekannt für seine Kollaboration mit Fantasy-Auteur Tim Burton, teilt er die makabre Vorstellungswelt seines Regisseurs. In »Edward mit den Scherenhänden«, »Nightmare Before Christmas« oder »Corpse Bride« offenbaren beide eine tiefe Faszination für die dunkle Seite des Märchens. Den missverstandenen Außerseiter-Protagonisten ihrer gothic tales gleich bevorzugen beide die Nacht vor dem Tag, das bunte Totenreich vor dem tristen Diesseits, Halloween vor Weihnachten.

Elfman liebt es, mit Traditionen zu brechen und Konventionen auf den Kopf zu stellen. Sein Hauptthema für »Batman« und »Batman Returns« kehrt der klassischen Heldenmusik den Rücken und vertont den Dunklen Ritter in düsteren Moll-Klängen, Dissonanzen und einem durch rasche Tonart- und Tempiwechsel stotternden Marsch. Der disharmonische Tritonus (»Teufelsintervall«) zu Beginn seiner Titelmelodie zur TV-Serie »Die Simpsons« markiert die Dysfunktionalität der gelben Kult-Familie. Mit seinen unorthodoxen Kompositionen hat Elfman das Filmmusik-Genre nachhaltig geprägt. Für seine außerordentliche Leistungen verleiht ihm die Stadt Wien im Rahmen der »Hollywood in Vienna«-Gala den Max Steiner Film Music Achievement Award. Hoffentlich lässt sich dabei der Preisträger und ehemalige Rockmusiker die Gelegenheit nicht nehmen, auf der Bühne selbst zum Mikrophon zu greifen.

Es war einmal: 2007 fand das erste »Hollywood in Vienna«-Konzert anlässlich des 50. Todestages von Erich Wolfgang Korngold (»Der Herr der sieben Meere«, »Die Abenteuer des Robin Hood«, »Kings Row«) statt. Mit dem Gedenken an den Filmkomponisten machte »Hollywood in Vienna«-Gründerin Sandra Tomek zugleich auf die Wiener Wurzeln der sinfonischen Filmmusik Hollywoods aufmerksam: Waren es doch die emigrierten Wiener Komponisten Korngold und Max Steiner (»King Kong und die weiße Frau«, »Casablanca«, »Vom Winde verweht«), welche seit den 1930er Jahren in ihren großangelegten Partituren den Hollywood Sound kreierten und als Väter der Filmmusik gelten. Um die Verbundenheit der Traumfabrik zur Hauptstadt der Musik weiterhin zu ehren, verleiht »Hollywood in Vienna« seit 2009 den Max Steiner Film Music Award. Unter den Preisträgern befinden sich echte Legenden wie John Barry (»James Bond«) und Lalo Shifrin (»Mission: Impossible«) sowie große Komponisten von Howard Shore (»Der Herr der Ringe«) über James Horner (»Titanic«) bis hin zu Alexandre Desplat (»Grand Budapest Hotel«), die sich alle ganz individuell mit dem Wiener Erbe auseinandersetzen.

Dank namhafter Gäste und Solo-Künstler, einem hervorragendem Orchester sowie beeindruckender visueller Begleitung ist »Hollywood in Vienna« mittlerweile zu einer festen Größe in der internationalen Filmmusik-Szene geworden. Den Vergleich mit anderen Groß-Veranstaltungen wie den berühmten Filmmusikkonzerten im Hollywood Bowl (Los Angeles) muss es nicht scheuen. Wie passend, dass das zehnte »Hollywood in Vienna«-Konzert vom langjährigen Hollywood Bowl Orchestra-Leiter John Mauceri dirigiert wird. Der Kreis schließt sich zum ersten Konzert aus 2007, bei dem Mauceri ebenfalls den Taktstock schwang. Und, ach ja, die Fanfare zur Hollywood Bowl stammt übrigens auch aus der Feder eines Wiener Komponisten, einem gewissen Arnold Schönberg. Musikalisch führen eben alle Wege nach Wien.

Die »Hollywood in Vienna«-Gala mit Preisverleihung findet am 29. September um 19.30 Uhr im Wiener Konzerthaus statt. Ein Zusatz-Konzert ohne Preisverleihung gibt es einen Tag zuvor am 28. September. Das Konzert wird für TV und Radio aufgezeichnet und international ausgestrahlt.

Weitere Infos gibt es unter www.hollywoodinvienna.com. Karten können unter anderem direkt beim Wiener Konzerthaus gekauft werden: https://konzerthaus.at/.