Kritik zu The Light between Oceans
Derek Cianfrance will mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von M. L. Stedman einmal mehr großes Gefühlskino auf Independent-Film-Weise schaffen und inszeniert sein Drama um Sehnsucht und Trauer mit rauer Schönheit
Bittersüß und todtraurig sind die Geschichten, die Derek Cianfrance in herben Liebesmelodramen wie »Blue Valentine« oder »The Place beyond the Pines« erzählt hat. Die Menschen sind bei ihm immer wieder Opfer widriger Lebensumstände und falscher Entscheidungen, weshalb auch die Liebe kein gutes Ende nimmt
Zunächst sieht es auch in der Verfilmung von Margot L. Stedmans gleichnamigem Bestsellerdebütroman so aus als könnte die Kraft der Liebe die Traumata der Vergangenheit überwinden. Tom Sherbourne (Michael Fassbender) kehrt 1918 von der französischen Westfront in seine Heimat Australien zurück. Gezeichnet vom Krieg sehnt er sich nach Ruhe von den Menschen, die sich gegenseitig so viel Grauen antun und findet sie in einer Stelle als Leuchtturmwärter auf Janus Rock, hundert Meilen von jeder Zivilisation entfernt.
Das Licht zwischen dem Südpazifik und dem indischen Ozean wird auch zum Hoffnungsschimmer für Tom und Isabel, die ihre vier Brüder an den Krieg verloren hat. Schon als Tom sie zum ersten Mal auf dem Festland aus der Ferne am Meer beobachtet, berührt ihn diese Frau, die Alicia Vikander mit einer Mischung aus jugendlicher Naivität und schwelendem Unglück spielt. Die beiden heiraten und leben wie Adam und Eva im rauen Idyll am Meer, in einer wild romantischen Natur, die mit stürmischem Wind, tosendem Meer und schroffen Klippen zum Spiegel zerrissener Seelenzustände wird, für wilde Leidenschaften, aber auch für innere Widersprüche. Janus-Rock, benannt nach dem römischen Gott Janus, mit den zwei Gesichtern steht dabei zugleich für Licht und Dunkelheit, Wahrheit und Lüge, Leben und Tod, Glück und Schmerz. Nach zwei Fehlgeburten pflücken Adam und Eva in ihrem Paradies auf Janus Rock statt eines verbotenen Apfels ein Baby aus einem nachts angespülten Boot.
Während Tom den Vorfall pflichtgemäß melden will, bedrängt Isabel ihn so nachdrücklich, den toten Vater zu begraben das Baby zu behalten, dass er schließlich widerwillig nachgibt. Doch an dem Sündenfall zerbricht das Glück der beiden. Als Tom bei der Taufe des Mädchens, das sie auf dem Festland als ihres ausgeben, auf dem Friedhof eine trauernde junge Frau (Rachel Weisz) beobachtet, begreift er, dass sie die leibliche Mutter seiner Tochter sein muss. Fortan ist er innerlich zerrissen zwischen den Interessen der beiden Frauen, seiner geliebten Ehefrau und der fremden Witwe und Mutter, die den Tod ihres Kindes betrauert.
Wie die bisherigen Filme von Derek Cianfrance lebt auch dieser von großartigen Schauspielern. Oszillierend zwischen romantischem Helden und getriebenem Schmerzensmann lässt Michael Fassbender den inneren Kampf zwischen Verstand und Herz in allen Nuancen aufschimmern. Dennoch kommt dieser Film nicht an die vibrierende Intensität der Liebes- und Trennungsgeschichte von »Blue Valentine« heran. Wie bereits in »The Place beyond the Pines« sind auch in »The Light Between Oceans« die Schrauben des melodramatischen Mahlwerks ein wenig zu deutlich angezogen, penetrant vorangetrieben von der Filmmusik von Alexandre Desplat.
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