Kritik zu Mittagssonne

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Von der Unmöglichkeit der Liebe: In drei Episoden über zwei Dekaden hinweg erzählt der kroatische Filmemacher Dalibor Matanić von der Zerrüttung der menschlichen Beziehungen in den Zeiten des Krieges

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Spätsommer 1991, irgendwo im Norden von Jugoslawien. Aufziehende Milizen lassen erahnen, dass die ethnischen Spannungen kurz vor der Entladung stehen. Die junge Jelena plant mit ihrem Freund Ivan nach Zagreb zu gehen, dort, so glauben sie, spielen die Ressentiments zwischen den Bevölkerungsgruppen keine Rolle. Denn Ivan ist Kroate, Jelena kommt aus einem von Serben bewohnten Nachbardorf. Als Jelenas Bruder Sasha die Flucht mit Gewalt verhindern will, kommt es zur Katastrophe, Ivan wird von einem jungen Soldaten erschossen. Sasha, der erkennt, was er angerichtet hat, schaut so fassungslos, als könnte er all die kommenden Gräuel voraussehen.

Sommer 2001. Der Krieg ist vorbei, die ausgebombten und zerschossenen Häuser zeugen von der Zerstörungswut, mit der ehemalige Nachbarn übereinander hergefallen sind. Die Serbin Natasha und ihre Mutter, traumatisiert von dem Verlust ihrer Angehörigen, kehren in ihr Haus zurück. Während die Mutter sich in den Wiederaufbau stürzt, für den sie den kroatischen Handwerker Ante anheuert, ist Natasha in ihrem Hass versteinert. Auch der spontane Liebesakt mit Ante, worin sich ihre unterdrückte Sexualität verzweifelt Bahn bricht, kann Natashas Verbitterung nicht aufweichen.

Sommer 2011: Der kroatische Student Luka kommt nach langer Zeit wieder einmal in sein Heimatdorf, wo junge Leute, animiert von reichlich Drogen, eine Rave-Party feiern. Der Krieg ist für sie, die Mitte der 90er-Jahre noch Kinder waren, weit weg. Luka wirkt angespannt. Er besucht seine serbische Exfreundin, die er verlassen hat, als sie schwanger wurde. Luka möchte zu ihr zurück. Marija, die sich in ihrem zurückgezogenen Leben eingerichtet hat, weist ihn ab – und setzt am Ende doch ein Zeichen der Hoffnung.  

Die drei selbstständigen Episoden spielt Regisseur und Drehbuchautor Dalibor Matanić mit den jeweils selben Hauptdarstellern durch, auch der Schauplatz – oft in Landschaftstotalen als Kontrast zu den kammerspielartigen Szenen eingefangen (Kamera: Marko Brdar) – bleibt der gleiche. Goran Marković hat in allen Teilen die Rolle des eher zurückhaltenden, auf die jeweiligen Situationen nur reagierenden Protagonisten inne. Als aufbegehrende Jugendliche Jelena, als Natasha, deren Hass alle anderen Bedürfnisse niederringt, und schließlich als still leidende Mutter trägt die wandlungsfähige Tihana Lazović dagegen den Film allein mit ihrer enormen physischen Präsenz. Die Fokussierung auf die jeweilige Liebesgeschichte mit der gleichen Besetzung unterstreicht die zerstörerische Kraft der Zeitumstände, denen die Individuen weitgehend hilflos ausgeliefert sind, verleiht dem in seiner dramaturgischen Konstruktion recht vorhersehbaren Film aber am Ende eine vordergründige Versöhnungsbotschaft: Das gemeinsame Kind wird zum Symbol für eine friedlichere Zukunft. Allerdings hätte man sich gewünscht, etwas mehr über die zeitgeschichtlichen Hintergründe der Jugoslawienkriege zu erfahren. So verbleibt »Mittagssonne« für historisch weniger Kundige bisweilen in der zeitlosen Sphäre einer Romeo-und Julia-Geschichte.

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