04/2012

In diesem Heft

Filmkritik

In einem abgelegenen Dorf im Libanon verhindern die Frauen mit List, Tücke und Haschischkeksen den Ausbruch religiös motivierter Konflikte. Burleske von Nadine Labaki (Caramel), die ins Lehrstückhafte abgleitet
2018 kommen die Nazis vom Mond zurück und versuchen, die Welt mit ihren »Reichsflugscheiben« genannten Ufos zu unterjochen. Schräge, mit teilweise spektakulären Effekten realisierte Komödie des Finnen Timo Vuorensola, die sich am Ende in einem Krieg der Sterne verzettelt
Bertrand Bonello schildert in »Haus der Sünde« den Alltag in einem Bordell um 1900 im Gewand eines Kostümfilms, der aber mit präzisem Blick die Grausamkeiten des Gewerbes protokolliert
Valérie Donzelli und Jérémie ElkaÏm erzählen die wahre Geschichte ihres Sohnes, bei dem im Alter von 18 Monaten ein Hirntumor entdeckt wurde, als melodramatische Komödie im Geist von Truffaut und Demy
Castingshow trifft »Spartacus«: Mit nervöser Kameraarbeit und Power-Montage aufgestylte Bestselleradaption, in der 24 Teenager ums nackte Leben kämpfen, darunter die großartige Jennifer Lawrence
So schön die Neuverfilmung »Krieg der Knöpfe« auf der einen Seite wieder geworden ist, so banal arbeitet sie mit den gängigen Topoi der »Guten gegen die Bösen« – Zwischentöne sind hier unerwünscht
Ein bislang erfolgloser und mäßig talentierter Piratenkapitän unternimmt einen erneuten Versuch, »Pirat des Jahres« zu werden. Stop-Motion-Film aus der britischen Animationsschmiede von Aardman, hinreißend in seinem liebevollen Detailreichtum
Eine dramatische Liebesgeschichte zwischen Aufklärung, Besessenheit, riskanter Leidenschaft und höfischer Intrige, der etwas weniger Didaktik allerdings gutgetan hätte
Es hat sich in Frankreich zu einer unseligen Mode entwickelt, Bestsellerautoren ihre Bücher selbst verfilmen zu lassen. Nach Michel Houellebecq und Frédéric Beigbeder drängt es nun auch David Foenkinos zum Kino. Heimisch kann er sein verspieltes Erzähltemperament dort nicht machen
Die gelungene Mischung aus Highschool-, Superhelden- und Found-Footage-Film überzeugt durch glaubwürdige Darsteller und beeindruckende Spezialeffekte
Der Mythos Marilyn Monroe betrachtet durch die Augen eines liebestrunkenen Jungen. Dank Michelle Williams ein charmanter Hinter-den-Kulissen-Film
Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm »Work Hard – Play Hard« von Carmen Losmann über neue Büroarbeits- und Personalmanagementwelten ist schon jetzt potenter Anwärter auf einen Platz unter den wichtigsten gesellschaftspolitischen Filmen des neuen Jahrzehnts
Marius Holsts Bildsprache nähert sich dem Genre Jugendgefängnis-Thriller auf hoch künstlerische Weise. Die Konflikte werden in »King of the Devil's Island« von einem Ensemble beglaubigt, das für die Rollen der Anstaltsinsassen weitgehend mit Laien und Anfängern besetzt wurde
Vater-Sohn-Drama nach einer Fallstudie von Oliver Sacks um eine magisch anmutende Heilung durch Musik, zugleich ein grandios inszenierter Familienfilm, aber auch ein Stück Neurowissenschaft
Sechs Männer erzählen aus ihrem Leben als Homosexuelle in der DDR. Der Film gibt Einblicke in Lebensformen, die sich unter anderem mit Schikanen der Stasi auseinandersetzen mussten. Doch vermisst man nähere Informationen sowie eine insistierende Neugierde aufseiten der Filmemacher
Kanadische Tragikomödie über einen Lehrer aus Leidenschaft, der eine traumatisierte Schulklasse verzaubert, bei Schulleitung und Einwanderungsbehörde jedoch aneckt
Die Komödie »Und wenn wir alle zusammenziehen?« über eine Senioren-WG überzeugt durch sein hochkarätiges Best-Ager-Ensemble von Jane Fonda über Geraldine Chaplin bis hin zum wunderbaren Pierre Richard. Auch wenn die Konfliktlinien etwas überschaubar bleiben
Eine junge Sektenaussteigerin flüchtet zu ihrer Schwester und fürchtet, dort von ihrem Guru aufgespürt zu werden. Meisterhaft inszeniertes und gespieltes Psychodrama, das sowohl als Thriller als auch als Gesellschaftsparabel funktioniert
Geistig behinderter Vater und seine 13-jährige Tochter versuchen, das Leben gemeinsam zu bewältigen. TV-Movie der banalsten Art, das sämtliche Konflikte in belangloser Nettigkeit verenden lässt
In einer grandiosen Ausstattungs- und Kostümorgie kitzelt der Inder Tarsem Singh mit viel Witz und Biss aus dem klassischen Märchen der Gebrüder Grimm ein paar ganz neue Seiten heraus
Eine Journalistin interviewt zwei Studentinnen, die nebenher als Prostituierte arbeiten. »Das bessere Leben« ist ein intimes, doppelbödiges Drama aus konsequent weiblicher Perspektive, in vielen Aspekten angreifbar, doch mit starken Bildern und großartigen Schauspielerinnen
Die globale Zombieseuche hat Kuba erreicht – in den menschlichen Protagonisten spiegelt sich sowohl der Stolz als auch der Missmut des kubanischen Volkes gegenüber der Regierung wider
Luc Besson hat das tragische Leben der birmanischen Politikerin und Friedensnobelpeisträgerin Aung San Suu Kyi in eine Hagiographie mit pittoresken Landschafts- und Massenszenen verwandelt, die sich als abwechslungsreiches Biopic anschauen lässt
Die Odyssee dreier Moskauer Glückssucher im Berlin des Jahres 1990 ist amüsant und pittoresk bebildert, wenn auch ohne Biss. Doch besonders Hauptdarsteller Matthias Schweighöfer ist zu blass, um dem Charme der Vorlage von Wladimir Kaminer gerecht zu werden

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