Kritik zu Jane Got a Gun
Ein übler Bandenboss, eine Frau, die Rache sucht, und ein versoffener Typ, der ihr Rückendeckung gibt: ziemlich klassische Konstellation für einen Western. »Jane Got a Gun« wird das Genre nicht revolutionieren, punktet aber mit guten Darstellern
Jeder Western, der heute noch die Leinwände erreicht, ist irgendwie ein Ereignis. Ein Bote aus der Geschichte, aus einer vergangenen Zeit des Kinos. Es gibt unter den Western der letzten Jahre zwei Richtungen: die, die sich um neue Erzählweisen bemühen, und solche, die so tun, als wäre nicht so viel geschehen seit der großen Zeit des Genres in den vierziger und fünfziger Jahren. Zur ersten Gruppe gehört, sagen wir mal, der dröge »Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford«, zur zweiten der konsequente »The Appaloosa«. Auch »Jane Got a Gun« will den Western nicht neu erfinden und kommt daher wie ein klassischer B-Western, als hätte ihn ein George Sherman oder Lesley Selander gedreht
Drei durch die Vergangenheit schicksalhaft verbundene Hauptfiguren in einer Landschaft, die sie wie in einem antiken Drama agieren lässt – mehr braucht es nicht für einen geradlinigen Western. »Jane Got a Gun« spielt in der ausgedörrten Landschaft New Mexicos. Auf einem Plateau steht das Haus von Jane (Natalie Portman), die erleben muss, wie ihr Mann Bill von Kugeln durchlöchert nach Hause kommt. Er ist auf der Flucht vor seiner ehemaligen Bande. Die Vorgeschichte enthüllt der Film durch Rückblenden. Der Anführer der Bande, John Bishop (Ewan McGregor), hatte Jane vor vielen Jahren in ein Bordell gesteckt, aus dem Bill sie befreite. Zuvor hatte sie sich einem Treck angeschlossen, weil sie glaubte, dass ihr Verlobter Dan (Joel Edgerton) im Bürgerkrieg gestorben war. Doch der lebt noch, ziemlich versoffen zwar, in der Nachbarschaft. Und willigt ein, es zusammen mit ihr mit der Bishop-Bande aufzunehmen. Sie üben schießen und bereiten den Banditen einen spektakulären Empfang.
Die Story erinnert ein bisschen an Burt Kennedys »In einem Sattel mit dem Tod« (1971), in dem Raquel Welch zusammen mit einem Revolverhelden Rache nahm für ihre Vergewaltigung. Die Produktion von »Jane« war voller Rückschläge: Zuerst sprang die Regisseurin Lynne Ramsay ab, dann verabschiedeten sich Schauspieler wie Jude Law, Bradley Cooper und Michael Fassbender. Jetzt musste auch noch die französische Premiere abgesetzt werden, die in der Woche nach den Pariser Anschlägen geplant war. In den USA soll der Film erst im Februar starten.
Doch ungeachtet aller Besetzungsquerelen: Die Hauptdarsteller machen ihre Sache gut, die immer etwas verletzlich wirkende, doch zielbewusste Natalie Portman, der sardonisch grinsende, zynische Ewan McGregor und der physisch sehr präsente Joel Edgerton, der überhaupt nicht mehr so teigig wirkt wie in »Exodus« oder »Black Mass«. Nur mit dem Schluss macht es sich der eingesprungene Regisseur Gavin O'Connor etwas zu einfach. Aber wahrscheinlich hätte man das zu Zeiten von George Sherman auch nicht anders gemacht.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns