Venedig: Stars, Sex und Kriege

»Maria« (2024). © Pablo Larraín

»Maria« (2024). © Pablo Larraín

Am Mittwoch beginnt das 81. Filmfestival von Venedig: Festivalleiter Alberto Barbera verspricht eine Rückkehr zum »erotischen Kino« und die Auseinandersetzung mit aktuellen Krisen

Im vergangenen Jahr mussten sich die Stars noch rarmachen am Lido. Der Streik in Hollywood gab vor, dass sie keine Promotionsauftritte für ihre Filme absolvieren durften. Wie zum Ausgleich sind in diesem Jahr dagegen wieder so viele große Namen angekündigt, dass sich das zuständige Protokoll eher vor das Luxusproblem gestellt sieht, wie man den Strom der Stars rund um den »Palazzo del Cinema« in Venedig so organisiert, dass sich etwa die zerstrittenen Ex-Ehegatten Angelina Jolie und Brad Pitt aus Versehen begegnen.

Jolie, die in »Maria«, dem neuen Film von Pablo Larraín (»Jackie«, »Spencer«) die Sängerin Maria Callas spielt, wird ihren großen Auftritt gleich am zweiten Festivalabend im Rahmen des Wettbewerbs um den Goldenen Löwen haben. Pitt, der in der Actionkomödie »Wolfs« an der Seite von George Clooney einen Hehler verkörpert, ist erst zwei Tage später und außer Konkurrenz dran. »Wolfs« soll nicht in die Kinos kommen, weil das produzierende Streamingportal Apple TV+ ihn exklusiv herausbringen will.

Außerhalb des Wettbewerbs läuft auch Tim Burtons »Beetlejuice, Beetlejuice«, mit dem die 81. Ausgabe des ältesten Filmfestivals der Welt am Mittwochabend eröffnet wird. Der Film ist eine späte Fortsetzung von Burtons Horrorkomödie »Beetlejuice« aus dem Jahr 1988. Vor allem Fans freuen sich darauf, weil mit Michael Keaton, Winona Ryder und Catherine O'Hara die Stars des Originals wieder dabei sind. Mit Kevin Costner, der den zweiten Teil seiner Western-Saga »Horizon« vorstellt, kommt ein weiterer Publikumsfavorit nach Venedig, auch wenn der erste Teil von Costners groß angekündigtem Epos im Kino in diesem Sommer vor allem in den USA nicht besonders gut ankam.

Umso vielversprechender erscheint dagegen die dokumentarische Seite der »Außer Konkurrenz«-Sektion. Hier feiert mit Andres Veiels »Riefenstahl« einer der meist erwarteten Filme des Festivals Premiere. Veiel geht anhand von neu entdecktem Archivmaterial der Frage nach, wie aus »Hitlers Lieblingsregisseurin« in der BRD-Nachkriegszeit eine Ikone der Leugner jeglicher Mittäterschaft wurde. Wie als Ergänzung dazu widmet sich der Brite Joe Wright in »M - Son of the Century« der Karriere Benito Mussolinis.

Ganz bewusst außer Konkurrenz scheint Festivalleiter Barbera die Filme platziert zu haben, die dem Krieg in der Ukraine und dem Israel-Palästina-Konflikt gewidmet sind. Der israelische Regisseur Amos Gitai dramatisiert in »Why War« den Briefwechsel zwischen Siegmund Freud und Albert Einstein zur Frage, wie die Menschheit Krieg vermeiden könnte.

Der Wettbewerb um den Goldenen Löwen wird in diesem Jahr einmal mehr von europäischen Titeln dominiert, einer bewährten Mischung aus Neuentdeckungen und bekannten Namen des Arthausfilms. Allen voran in diesem Jahr der spanische Meisterregisseur Pedro Almodóvar, der im September 75 Jahre alt wird und in Venedig seinen lang erwarteten neuen Film »The Room Next Door« präsentiert. In der Verfilmung eines Romans der Amerikanerin Sigrid Nunez spielen Tilda Swinton und Julianne Moore zwei Frauen, deren Freundschaft durch das Thema Sterbehilfe auf die Probe gestellt wird. Die größten Erwartungen richten sich dennoch einmal mehr auf die amerikanischen Produktionen: auf »Joker: Folie a Deux« etwa, mit dem Todd Philipps den Faden seines Riesenerfolgs von 2019 aufnimmt, erneut mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle, der diesmal Lady Gaga als Harley Quinn an seiner Seite hat. Der Streifen greift das Genre Hollywoodmusical auf. Wie das gehen soll, darauf ist man am Lido sehr gespannt.

Barbera selbst versprach im Interview mit dem Branchenmagazin »Variety« außerdem eine Rückkehr des »erotischen Kino in all seinen Formen«. Man nimmt an, dass er damit Filme wie »Queer« im Auge hat, in dem Daniel Craig einen schwulen Schriftsteller mit Suchtproblemen darstellt. Oder auch »Babygirl«, in dem Nicole Kidman ihre Karriere bei einer Affäre mit einem Praktikanten riskiert. Hoch erotisch soll es auch in der Mini-Serie »Disclaimer« mit Cate Blanchett und Kevin Kline in Hauptrollen zugehen.

Die französische Schauspielerin Isabelle Huppert wird als Jury-Präsidentin der Auswahl der Preisträgerfilme vorsitzen. Das Festival endet am 7.9. mit der Verleihung des Goldenen Löwen.

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