Nachruf: Wolfgang Kohlhaase
Wolfgang Kohlhaase
Poesie in Kurzform
»Die Kunst von Wolfgang Kohlhaase ist Poesie in Kurzform. Pathos oder Sentimentalität sind ihm fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit einfachen Worten. Seine Texte sind klar und direkt. In ihrem Lakonismus treffen sie trotzdem mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er die Menschen und seine Figuren mit Liebe betrachtet.« Andreas Dresen, für den Wolfgang Kohlhaase bei drei Spielfilmen als Drehbuchautor tätig war, hat es auf den Punkt gebracht.
Geschichten aus dem Alltag waren sein Metier, selbst wenn die Filme die ideologischen Verformungen ihrer Zeit zeigten, wie bei »Alarm im Zirkus« (1954) die geteilte Stadt Berlin im Kalten Krieg. Mit diesem Film begann seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Gerhard Klein, fünf weitere Filme – inspiriert vom italienischen Neorealismus – folgten, darunter der Halbstarkenfilm »Berlin – Ecke Schönhauser« und zuletzt 1965 der Verbotsfilm »Berlin um die Ecke« – Filme, die in jeder Berlin-Filmografie einen zentralen Platz einnehmen.
Eine mehrfache Zusammenarbeit gab es auch mit Konrad Wolf (vier Filme, von »Ich war Neunzehn«, 1968, bis »Solo Sunny«, 1980, bei dem er auch als Co-Regisseur verantwortlich zeichnete) und mit Frank Beyer (drei Filme, beginnend mit »Der Aufenthalt«, 1983).
Er schrieb Originalstoffe, adaptierte fremde (Hermann Kant, Carl Zuckmayer, Eugen Ruge) Vorlagen, konnte aber auch aus dem Fundus seiner eigenen literarischen Werke (zahlreiche Erzählungen und Hörspiele) schöpfen.
Begonnen hatte der Sohn eines Maschinenschlossers nach dem Zweiten Weltkrieg als Volontär bei der Ostberliner Jugendzeitschrift »Start«, wurde 1950 Dramaturgie-Assistent bei der DEFA und erhielt 1953 bei dem Kinderfilm »Die Störenfriede« seine erste Nennung als Drehbuch(co-)autor.
Seine genauen Alltagsbeobachtungen waren auf der Leinwand nicht unbedingt so leicht umzusetzen, wie es den Anschein haben mochte – ich erinnere mich an eine Veranstaltung, bei der anhand von Andreas Dresens »Sommer vorm Balkon« beschrieben wurde, welche Anstrengungen notwendig waren, um dessen Lakonie und Spontaneität herzustellen. Die DEFA-Stiftung hat Wolfgang Kohlhaase im vergangenen Jahr anlässlich seines 90. Geburtstags mit einer 12 Spielfilme umfassenden DVD-Edition gewürdigt, die darin enthaltenen Gespräche mit ihm sind eine kleine Masterclass in Sachen Film.
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