Interview: James Bobin über seinen Film »Dora und die goldene Stadt«
James Bobin am Set von »Dora und die goldene Stadt« (2019). © Paramount Pictures
Mr. Bobin, Sie sind dreifacher Vater. Testen Sie einen Film wie »Dora und die goldene Stadt« (seit 10.10. im Kino) zunächst an den eigenen Kindern?
Sie sind tatsächlich immer mein erstes Publikum. Schon allein weil wir unter einem Dach wohnen und es sehr unproblematisch möglich ist, ihnen erstes Material zu zeigen. Außerdem besuchen sie mich natürlich immer wieder am Set und sind auf dem Laufenden darüber, was ich so tue. Meine Mädels sind 12 und zehn Jahre alt, mein Sohn ist sechs... Als ich ihm den Film zeigte, bat ich ihn danach, mir die Geschichte in seinen Worten wiederzugeben. Das ist ein fantastischer Gradmesser um zu wissen, ob eine Geschichte bei Kindern wirklich funktioniert und ankommt.
Das war vermutlich vor allem in diesem Fall, denn anders als die Zeichentrickserie, die als Vorlage dient, ist Ihre »Dora« ja doch deutlich erwachsener...
Das stimmt, die Drei-, Vier- und Fünfjährigen waren fürs Kino nicht unser hauptsächliches Zielpublikum. Ich wollte einen Film für die ganze Familie drehen, allen voran für jeden von 7 bis 70. Nicht zuletzt weil alle Kinder, die mit »Dora« im Fernsehen aufgewachsen waren, inzwischen ein bisschen älter geworden und teilweise schon erwachsen sind. Aber auch für die Kleinen ist der Film nicht verkehrt. Klar, es gibt ein paar Szenen, die sie vielleicht unheimlich oder spannend finden werden. Aber ich halte es auch für richtig, dass sich Kinder hin und wieder mal ängstigen, solange es im sicheren und begleiteten Rahmen wie dem eines familiären Kinobesuchs passiert.
War es kein Risiko, einer von Millionen von Fans mit ihrer Kindheit assoziierten Figur ein neues Konzept zu verpassen?
Mich kann das nicht mehr schrecken, denn ich kenne als Filmemacher kaum etwas anderes. Meine erste Kinoarbeit waren »The Muppets«. Mit denen war ich selbst als Kind aufgewachsen und machte mir deswegen keine Illusion, wie viele Menschen mit diesen Figuren ganz eigene, sehr persönliche Gefühle und Erinnerungen verbinden. »Dora« kannte ich fast genauso gut, denn mit meiner Tochter habe ich die Serie gefühlt drei Jahre lang täglich geguckt. Aber solange man eine so beliebte Figur nicht verrät, sondern ihrem Wesen und ihrer Persönlichkeit treu bleibt, kann man sie durchaus auch weiterentwickeln und in einen neuen Kontext stellen. Und muss das vielleicht sogar, denn man will ja nicht bloß wiederholen, was eh schon alle gesehen haben.
Gewisse Eckpfeiler der Vorlage mussten aber sicherlich übernommen werden, oder?
Es sollte sich bei unserer Protagonistin natürlich unverkennbar um Dora handeln, deswegen habe ich so viele Referenzen wie möglich an die Zeichentrickserie untergebracht. Auch unsere Dora zum Beispiel durchbricht die vierte Wand und spricht das Publikum direkt an. Das passte als komödiantisches Stilmittel ohnehin ganz gut zum Tonfall unseres Films.
Weil Sie die »Muppets« schon erwähnt und die letzten beiden Filme inszeniert haben: wissen Sie, ob es ein weiteres Kino-Abenteuer der Puppen geben wird?
Ich habe leider keine Ahnung. Die Rechte liegen ja nach wie vor bei Disney und ich hoffe, dass man dort bei ihrem neuen Streamingdienst viel Verwendung für Kermit und Co. finden wird. Die Muppets sind ja derart ikonisch, dass man ihr Potential nie allzu lange brach liegen lässt. Und zum Glück finden all diese großartigen Puppenspieler immer etwas zu tun, von Liveshows bis hin zu Werbespots. Damals die beiden Filme mit ihnen zu drehen war für mich ein wahr gewordener Traum und ich würde jederzeit wieder ein Muppet-Projekt in Angriff nehmen.
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