Interview mit Galen Tan Chu zu »Ice Age 5«
Galen T. Chu
Mr. Chu, Sie waren vor 14 Jahren als Animator am ersten »Ice Age«-Film beteiligt, ebenso an den nachfolgenden vier Langfilmen, beim neuen fungieren Sie als Co-Regisseur, darüber hinaus haben Sie den Kurzfilm »Surviving Sid« inszeniert.
Ich kam frisch von der Schule, als ich Ende 1999 am ersten »Ice Age«-Film zu arbeiten begann. Mike Thurmeier, der Regisseur des neuen Films, und ich machten damals Storyboards, Blue Sky hatte damals noch keine entsprechenden Mitarbeiter.
Würden Sie sagen, Sie sind mittlerweile mit diesem Franchise besser vertraut als Chris Wedge, der Initiator der Reihe und Gründer des Blue Sky Animationsstudios?
Da Chris der erste Regisseur war und das Konzept entwarf, ist »Ice Age« seine Welt, seine Vision – insofern leben wir in seiner Welt. Die Designs haben sich nicht geändert, auch die Stimmen nicht, Chris ist immer noch die Stimme von Scrat. Aber es stimmt: ich habe mittlerweile an mehr »Ice Age«-Filmen gearbeitet als er selber.
Wie weit war Chris Wedge in diesen Film involviert?
Er schaut sich von Zeit zu Zeit die Fortschritte an und teilt uns seine Gedanken mit, hat aber nach dem ersten nicht mehr so viel mit der Serie zu tun und verfolgt seine eigenen Projekte.
Als ich beim dritten »Ice Age«-Film mit Mike Thurmeier sprach, fungierte er damals als Co-Regisseur. Wie habe ich mir die Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Co-Regisseur vorzustellen?
Wie schon erwähnt: Mike und ich haben eine lange gemeinsame Geschichte. Er ist hier der Senior-Regisseur, aber bei den meisten Fragen arbeiten wir zusammen. Da ich von der Animation her komme, mache ich mehr in diesem Bereich, oft teilen wir uns aber auch die Arbeit auf, um Zeit zu sparen.
War die Produktionszeit hier kürzer, weil Sie auf die früheren Filme der Serie aufbauen konnten? Auch kam mir die Anzahl der ‚production babies’, die im Nachspann aufgelistet werden, knapper vor als bei anderen Animationsfilmen.
Ich habe den Eindruck, die Produktionszeiten werden bei Blue Sky immer kürzer. Dies war auf jeden Fall eine der kürzeren, was damit zu tun hat, dass die Mitarbeiterzahl gewachsen ist. Wir haben einhundert Animatoren, die fulltime im Studio arbeiten, dazu kommen jene, die für einen konkreten Film angeheuert werden - etwa zwanzig.
Wie lange haben Sie benötigt, um das Konzept für diesen Film zu finden – Scrat im Weltall und der Meteorit, der sich der Erde nähert und die Protagonisten bedroht?
Die Produzentin Lori Forte trägt viel dazu bei, auch schon beim allerersten »Ice Age«-Film. Sie brachte damals das Drehbuch zum Studio und sagte, sie habe die Idee für drei prähistorische Tiere in der Eiszeit. Bei diesem Film kam die Inspiration durch eine Szene aus dem ersten Film: in einem Museum sieht man das Raumschiff. Lori hatte die Idee: was passiert, wenn Scrat dieses Raumschiff findet und damit ins All fliegt. Das stand schon fest, bevor Mike und ich zu dem Film dazu stießen.
Wie ist das Verhältnis von Story und Gags? Haben Sie immer zuerst die Story und fügen dann Gags ein oder ist es manchmal auch ungekehrt: dass Sie überlegen, wo ist der richtige Platz für diesen Gag?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir am produktivsten sind, wenn wir uns zuerst auf die Story konzentrieren. Das hieß hier, die drohende Leere in Mannys Leben: seine Tochter wird heiraten und eine eigene Familie gründen. Mit diesen Veränderungen muss er sich anfreunden. Ein Großteil des Komischen erwächst ja aus dem Tun von Scrat. Interessanterweise wird nichts davon im Drehbuch detailliert beschrieben. Dort heißt es nur »A funny Scrat sequence. TBC (to be decided)«. Da können sich die Animatoren austoben. Das Schöne bei diesem Film war, dass er Scrat in einer neuen Umgebung zeigt – in einem Raumschiff, umgeben von Technologie. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, wenn wir ihm einmal mehr dabei zuschauen, wie er versucht, seine Nuss zu kriegen und damit nach Hause zu kommen.
Waren Sie überrascht, als Scrat sich schon mit dem ersten Film zu einem derartigen Publikumsliebling entwickelte?
Für mich selber war das eine absolute Überraschung, ich denke aber auch für Chris Wedge. Die ursprüngliche Idee war ja, dass das kleinste Lebewesen zu dieser Zeit die größte Katastrophe auslöst. Scrat war im ersten Teaser für den Film zu sehen, wir hatten immer Chuck Jones und Tex Avery und die Warner Cartoons der dreißiger Jahre im Kopf. Im neuen Film bemühen wir uns, dass die Handlungen von Scrat direkte Auswirkungen auf unsere Protagonisten haben, er also mehr mit der Hauptgeschichte verzahnt wird.
Er ist inzwischen auch Teil des Firmenlogos im Vorspann der Filme…
Das geschah, wenn ich mich recht erinnere, während »Epic«, also um 2013, als wir das Logo animierten – Scrat ist mittlerweile eine geradezu ikonische Figur für Blue Sky.
Gibt es, neben den Scrat-Kurzfilmen im Kino und auf DVD weitere Pläne, seine Popularität zu nutzen, etwa eine Serie fürs Fernsehen, wie es Pixar mit »Cars« und Dreamworks mit den »Pinguinen aus Madagascar« gemacht hat?
Davon ist mir nichts bekannt, aber ich denke, das wäre eine gute Idee. Wir werden immer gefragt, ob wir einen Scrat-Film planen, aber ich denke, diese Figur funktioniert am besten, wenn das Konzept einfach ist.
Bevor Blue Sky in die Spielfilmproduktion einstieg, hat sie Werbung gemacht. Ist das immer noch ein Standbein?
Es gibt eine kleine Abteilung dafür, die aber in Bezug zu den Filmen steht – wenn ein neuer »Ice Age«-Film in die Kinos kommt, tauchen die Figuren in Werbespots auf, etwa für ein Müsli.
Es gibt kein Merchandise?
Das könnte definitiv noch verbessert werden.
Sie erwähnten, dass Blue Sky jetzt mehr festangestellte Animatoren beschäftigt. Ist an eine Expansion gedacht – die Filme in kürzerer Zeitfolge in die Kinos zu bringen?
Das sind Managementangelegenheiten, in die ich nicht involviert bin. Ich denke aber, dass Blue Sky und Fox, die unsere Filme in die Kinos bringt, einen schlanken Apparat bevorzugen, der weniger Kosten verursacht. Da stehen wir in einem gewissen Gegensatz zu unseren Konkurrenten. Wenn wir sagen, unsere Kosten für einen Film belaufen sich auf 90 Millionen Dollar, dann ist darin alles enthalten, auch die Miete für die Räume, die Stromkosten etc. Im Augenblick bleibt es bei einem Film pro Jahr.
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