Hollywood trauert um Robin Williams
In fast allen seinen Rollen spielte der US-amerikanische Schauspieler Exzentriker, fern der gesellschaftlichen Norm. Er wusste dabei zu unterhalten, ob als Travestie-Kindermädchen in Mrs. Doubtfire oder als einsamer Fanatiker in One Hour Photo
Der Schauspieler und Stand-up-Comedian Robin Williams ist am gestrigen Montag im Alter von 63 Jahren verstorben. In fast allen seinen Rollen spielte der US-amerikanische Schauspieler Exzentriker, fern der gesellschaftlichen Norm und wusste dabei das große Publikum sowohl ernsthaft als auch komisch zu überzeugen.
Geboren ist der dreifache Vater 1951 in Chicago, aufgewachsen in Michigan und Kalifornien. Den meisten ist Williams durch seine komischen Rollen bekannt - wie zum Beispiel als geschiedener Vater und Kindermädchen in Mrs. Doubtfire (1993). Doch diese Rollen kritisieren gleichzeitig gesellschaftliche Normen. Williams hinterfragte durch seine Darstellungen das strikte Festhalten an Ideen und Traditionen, seine Figuren baten Alternativen. Seine Filmewaren immer auch Auseinandersetzungen mit dem Thema Intoleranz.
Schauspielern lernte er an der New Yorker "Juillard School", die ersten Schritte auf der Bühne machte er als Stand-up-Comedian. Selbst nach seinem Durchbruch als Schauspieler war Williams noch als Comedian unterwegs. Zuletzt tourte er von 2008 bis 2010 mit dem Programm "Weapons of Self Destruction" (Selbstzerstörungswaffen) durch die USA und Kanada.
Viele Regisseure waren es gewöhnt, dass Williams gerne improvisiert - etwa als Radiomoderator Adrian Cronauer in Good Morning Vietnam (1987). "Wir haben ihm Seiten zum Arbeiten gegeben, mit denen er beginnen konnte. Er schaute sich das an und meinte 'lasst mich selbst etwas ausprobieren'", sagt Larry Brezner, einer der Filmproduzenten. Von da an habe er nur noch improvisiert. Sein Schauspielkollege Bruno Kirby erinnert sich an die ungeheure Energie Williams bei den Dreharbeiten: "Er konnte einfach weitermachen und weitermachen und weitermachen."
Auch, wenn er äußerlich ruhig wirkte, schien Robin Williams ständig aufgeladen zu sein. Diese Spannung ließ er beim Schauspielen frei. Ein Sterblicher könne nicht mit ihm mithalten, weil er einfach zu schnell sei, sagt Matt Damon, mit dem er zusammen für Good Will Hunting (1997) vor der Kamera stand - der Film, der Williams einen Oskar als besten Nebendarsteller einbrachte.
Robin Williams schien in seinen Rollen nahezu aufzugehen und machte sie dadurch realistisch, menschlich. So rastet er als ruhiger und offener Psychologe Sean Maguire aus, als Will Hunting (Matt Damon) nicht aufhört, abfällig über dessen verstorbene Frau zu reden. Auf einmal ist die ruhige Freundlichkeit verschwunden - Maguire umfasst Huntings Hals und drückt ihn gegen die Wand.
Während ihres gemeinsamen Drehs für Zeit des Erwachens (1990) fiel Schauspieler Robert De Niro auf, wie "ernsthaft" Williams sich mit seiner Rolle auseinandersetze. Dennoch, so Niro, "albert er zwischen den Einstellungen rum". Und manchmal auch vor laufender Kamera: Eine Szene von Good Will Hunting konnte nicht verwendet werden, weil Williams auf einmal seinen Schauspielerkollegen Jack Nicholson ohne mit der Wimper zu zucken imitierte und in dessen Art seinen Text wiedergab.
Doch Robin Williams konnte auch anders: In Mark Romaneks One Hour Photo (2002) zeigt er sich als einsamer und fanatischer Fotolaborant, der das Leben einer Familie durch ihre Fotos verfolgt. Als Vagabund Wizard lässt er in Der Klang des Herzens (2007) Kinder für sich als Straßenmusiker arbeiten. Dabei neigt er zu Wutausbrüchen und wird auch für den Protagonisten zu einer Gefahr. Unvergessen ist auch seine anspruchsvolle Rolle in der Literaturverfilmung Garp und wie er die Welt sah (1982), in der er perfekt den satirischen Ton des Autors John Irving trifft. In Der Club der toten Dichter (1989) sieht man Williams als innovativen Englisch-Lehrer, der seine Schüler mittels ungewöhnlicher Methoden zum Genuss von Weltliteratur und Poesie verleitet. Den vierfach oscarprämierten Film sowie den daraus entstandenen Roman „Dead Poets Society“ findet man bis heute auf deutschen Lehrplänen wieder.
Wieder in seinem letzten Film The Angriest Man in Brooklyn (2014) mimt Williams an der Seite von Mila Kunis einen Choleriker, der angesichts seines prognostizierten Todes einen Charakterwechsel durchlebt. Auf der großen Leinwand wird Williams dieses Jahr noch einmal in Nachts im Museum - Das geheimnisvolle Grabmal zu sehen sein. Kinostart ist der 18. Dezember.
Robin Williams verstarb am gestrigen 11. August auf seinem Anwesen in L.A.. Medienberichten zufolge wird von einer Selbsttötung ausgegangen. In der Vergangenheit holte die Sucht den trockenen Alkoholiker Williams immer wieder ein, er ließ sich darum in Reha-Kliniken therapieren und litt an Depressionen.
In seiner Rolle in Hinter dem Horizont (1998) akzeptiert er als Verstorbener im Himmel nicht, dass seine Frau nach ihrem Suizid in der Hölle landet. Er verlässt den Himmel, um sie zu retten und dorthin zurück zu bringen. Einen Charakter wie Robin Williams, der mit seiner Leinwandpräsenz so vielen Menschen Freude und Glück bereitet hat, würde man nun nach seinem Ableben auch nirgendwo sonst vermuten.
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