Der goldene Bär für "Bai ri yan huo"
© Berlinale
Es wurde wirklich noch interessant. In einigen Momenten erfüllte die Preisverleihung am Samstag tatsächlich jene Forderung, die zu Jean Cocteaus Lebensmotto wurde. Der Goldene Bär für "Bai ri yan huo" (Black Coal, Thin Ice) wird wohl jeden Beobachter des Festivals erstaunt haben.
Die Jury unter James Schamus hat große Unabhängigkeit bewiesen, wenn auch nicht durchweg einen sicheren Geschmack. Stellt die Kameraarbeit in Tui na (Blind Massage) wirklich die herausragende künstlerische Leistung dar? Die Entscheidung ist verständlich (immerhin versucht der Film einen eigensinnigen Umgang als zwei einschlägige Panorama-Beiträge mit dem Problem des Blindseins), aber nicht nachvollziehbar (ästhetisch gelungen war der Versuch nicht). Der Abend hatte einen vielversprechenden Auftakt mit dem Preis für den Beste Erstlingsfilm für den mexikanischen Panorama-Beitrag Gueros. Er verrät einen frischen, vergnüglichen Elan. Danach regierte das Gießkannenprinzip. Die beiden Darstellerpreise sind diskutabel, allerdings tappte die Jury nicht in die Falle, einen der vielen Laien auszuzeichnen oder naheliegenderweise einen der zahlreichen überzeugen den Kinderdarsteller.
Ich will die sentimentale Genugtuung nicht verhehlen, die mir die Auszeichnung Haru Kurokis in Chisai ouchi (The Little House) bereitete; auch wenn dies gewiss ein großzügig vergebener Stellvertreterpreis war, der das Gesamtwerk ihres Regisseurs Yoji Yamadas ehren soll. Den Alfred-Bauer-Preis für ein Werk, das der Filmsprache neue Perspektiven eröffnet, an den 92jährigen Alain Resnais zu vergeben, setzte keine wirklich originelle Pointe. Mit dem Großen Preis der Jury für The Grand Budapest Hotel und dem Regiepreis für Richard Linklater wurden die großen Publikumslieblinge auf eine Weise gewürdigt, die man sich so nicht ausgerechnet hatte. In ihrer breiten Streuung spiegelte die Verleihung die Ratlosigkeit des diesjährigen Wettbewerbs sehr präzis wider.
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