Abschied von einem glorreichen Halunken
Als schlitzohriger Bösewicht immer willkommen und im hohen Alter noch als Romantiker unterwegs: Der Schauspieler Eli Wallach ist gestorben
Es gibt zwei Kategorien von Schauspielern: diejenigen, die noch bis ins hohe Alter aktiv sind und die, die es eben nicht sind. Eli Wallach, geboren am 7. Dezember 1915, spielte noch vor einigen Jahren in der Fortsetzung des Börsenkrimi-Klassikers Wall Street mit, zudem inLiebe braucht keine Ferien und in Polanskis Der Ghostwriter. So sieht nicht die Filmographie eines Schauspielers aus, der keine Aufträge mehr bekommt. Aber einen Oscar bekam er "nur" für sein Lebenswerk.
Immerhin konnte "il brutto", der "Hässliche" wie er in der deutschen Synchronfassung von The Good, The Bad and the Ugly (Zwei glorreiche Halunken) genannt wurde, einen Doktortitel in Philologie vorweisen. Der New Yorker diente nach seinem Studium fünf Jahre als Captain in der U.S.Armee. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er zum Theater, wo er für The Rose Tattoo mit einem Tony-Award ausgezeichnet wurde, dann schließlich zum Film, wo er in Elia Kazans Baby Doll sein Debüt lieferte. Von den über hundert Fernseh- und Kinofilmrollen bleiben vor allem die Italo-Western im Gedächtnis, wie auch die des Mexikaners Tuco in Sergio Leones Zwei glorreiche Halunken.
Im Gegensatz zu anderen Kollegen, die genauso wenig mexikanisch waren wie Wallach, spielte dieser zwar stark an der Grenze zur Karikatur, behielt aber den sympathischen Ausdruck eines vom Pech verfolgten Schlitzohrs, das sich mit Clint Eastwood und Lee Van Cleef auf Schatzsuche im vom Bürgerkrieg zerrütteten Amerika begibt. Dabei steht er Eastwood an Coolness in manchen Szenen in nichts nach. Als Tuco einen Gegner, der ihn in die Ecke getrieben hat, aber einen ewig langen Monolog hält, kurzerhand erschießt, gibt er nur als Antwort "If you want to shoot, shoot. Don't talk."
Diese subtile Mischung aus Humor und Kaltblütigkeit ist es auch, die Eli Wallach zu einem großartigen Filmbösewicht machte. Als "netter" Mafia-Opa im dritten Teil von Der Pate bemerkt Al Pacino erst viel zu spät, dass dieser hinter einem genialen Anschlag steckt, bei dem fast alle Bosse der Unterwelt ums Leben kommen. Dass ihm auch, trotz seines rüstigen Alters, romantische Rollen stehen konnten, war zuletzt im Episodenfilm New York, I Love You zu sehen, wo er als Hälfte eines Rentner-Pärchens auftritt. Die sentimentale Leichtigkeit der Episode, die Wallach in seiner Heimatstadt New York auftreten lässt, wirkt wie ein rührender Abschied für einen, der niemals müde wurde. Eli Wallach verstarb am 24. Juni im Alter von 98 Jahren.
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