Kritik zu Swimming with Men

© Alamode Film

Wasserballett gilt nicht gerade als männlichste der Körperertüchtigungen, aber in Oliver Parkers Film findet ein Buchhalter in der Midlife-Crisis durchs Tanzen im Bassin tatsächlich neuen Lebensmut

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»We are wilting flowers.« Als »welkende Blumen« beschreiben sich die Mitglieder des kleinen Schwimmclubs, der allwöchentlich in jener Badeanstalt zusammenkommt, in der auch Eric gerne schwimmen geht. Eric, der von seiner Buchhalterarbeit in einer Bank ganz furchtbar angeödet ist. Der in Routinen feststeckt und überhaupt die Freude an seinem Leben insgesamt so ein wenig verloren zu haben scheint. Und der deswegen seine Frau Heather, eine engagierte Lokalpolitikerin, die gerade einen Karrieresprung gemacht hat, verdächtigt, ihn verlassen zu wollen. Den Nebenbuhler vermeint Eric in einem ihrer Kollegen, einem tüchtigen Strahlemann, zu erkennen, und weil er sich nichts mehr zutraut, kämpft er nicht, sondern räumt das Feld. Eric ist eine graue Maus in der Midlife-Crisis, unattraktiv, miesepetrig und langweilig, und damit prädestiniert, Mitglied in einem rein männlich besetzten Wasserballett zu werden. Noch lächerlicher kann man sich schließlich gar nicht mehr machen.

Das dachte sich wohl auch Oliver Parker und inszeniert seinen Film »Swimming with Men«, der die Abenteuer Erics mit ebendieser Wasserballett-Truppe zum Gegenstand hat, nicht auf oberflächlich witzige Effekte hin, sondern ausgehend von hintergründig humorvoller Grundstimmung. Das heißt, er behandelt sein Thema mit dem nötigen Ernst und die Gefühle seiner Protagonisten mit gebotener Sensibilität. Zwar wurde das Wasserballett seinerzeit von Männern für Männer erfunden und war Frauen viele Jahre lang gar nicht erlaubt, heutzutage aber zählt es nicht zu den typischerweise mit Virilität assoziierten Formen der Leibesertüchtigung. Allein unter diesem Aspekt nötigt einem der Mut der Schauspieler – darunter Jim Carter, bekannt als Chefbutler Carson aus »Downton Abbey« –, die Parkers Herausforderung annahmen, baden zu gehen, einigen Respekt ab. Galt es doch, mit Nasenklammer im Gesicht und angetan mit nichts als einer engen Badehose, körperlich aufeinander abgestimmt halbwegs grazile Bewegungen im Wasser zu vollführen. »Wir waren unfitte, im Schwimmen unerfahrene Schauspieler; alberne Männer, die schöne Formen machten, wie Schneeflocken – es war großartig«, so Rupert Graves, der als Ballettchef Luke den Laden zusammenhält. Während Eric, den der britische Komödiant Rob Brydon mit landestypischem Understatement gibt, sich alsbald als Choreograf bewährt und in der Gemeinschaft der schwimmend tanzenden Männer regelrecht aufblüht. Von wegen welken; nicht lange, und ihm gelingt auch ein neuer Zugriff aufs eigene Leben. Und Heather wird staunen.

Überhaupt ist »Swimming with Men« eine Emanzipationsgeschichte und eine souveräne Absage an die Klischees von Coolness und Härte, die sich hartnäckig an filmische Männerbilder heften. Wie wohltuend ist es im Kontrast dazu, die mittelalten Nullachtfünfzehn-Leiber dieser grundguten Durchschnittskerle bei ihren Bemühungen zu beobachten. Vor allem aber zu sehen, wie sie einander beistehen, trösten, Freunde sind – und eben einfach nur lieb zueinander.

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