Kritik zu Rico, Oskar und der Diebstahlstein
Im letzten Teil der Trilogie geht es an die Ostsee, wo die beiden kindlichen Helden einem Diebesduo auf der Spur sind. Regie führt diesmal wieder Neele Leana Vollmar, die schon den ersten Film inszenierte
Schade, dass Andreas Steinhöfel, der geniale Autor und Erfinder der »Rico-und-Oskar«-Geschichten, nur drei Bücher über die Jungen geschrieben hat. Aber drei Filme sind vielleicht auch genug, um die Angelegenheiten aus der Dieffe, dem Mietshaus, in dem die Protagonisten dieser Geschichten leben, zu erzählen. Der hochbegabte Oskar trifft auf den tiefbegabten Rico – eine geniale wie einfache Idee für eine aufregende Freundschaftskonstellation. Obwohl Rico immer mit dem Durcheinander in seinem Kopf zu kämpfen hat, ist er Oskar manchmal überlegen; in der emotionalen Beurteilung komplizierter Situationen wie auch in ganz praktischen Dingen des Lebens.
Im ersten Film wurden diese Unterschiede am prägnantesten erzählt. Den hatte Neele Leana Vollmar inszeniert, und sie hat nun auch im dritten Teil wieder die Regie übernommen. Darin geht es um den Tod des Nachbarn Fitzke, der Rico seine Steinesammlung vererbt. Zwei zwielichtige Gestalten sind jedoch hinter der Sammlung her und stehlen Ricos Lieblingsstein. Also verfolgen Rico und Oskar die Diebe bis an die Ostsee, wo sich nebenbei bemerkt die halbe Dieffe aufhält. Ein Glück für die beiden, so ergibt sich wieder eine abenteuerliche Autofahrt mit dem smarten Herrn Kiesling. Eine Szene, die mit Augenzwinkern an eine Spritztour im ersten Film anknüpft – auch jetzt wird einem wieder fast schwindlig ob der riskanten Überholmanöver.
Wirklich originell sind die Animationssequenzen, die immer wieder eingeschoben werden, um Wortungetüme zu erklären, wie »Palindrom«, oder »im-po-sand/t«. Da bleibt dann ein Klaus im Fahrstuhl stecken und singt eine Strophe, schon wissen wir, was »Klaustrophobie« heißt. Hauptthema neben der Detektivgeschichte ist diesmal das Verhältnis zwischen Oskar und seinem Vater Lars, der bisher nur als Negativfigur eingeführt war. Wer den ersten Film noch in Erinnerung hat, erkennt, dass es hier eine Neubesetzung mit Detlev Buck gibt – wie überhaupt alle Figuren bis in die kleinsten Nebenrollen hinein hochkarätig besetzt sind.
Aber trotz des Vater-Sohn-Konflikts ist diesmal weniger Emotion in der Geschichte zu spüren. Erst gegen Ende, wenn Lars und Oskar sich aussprechen, begreifen wir wirklich ihr Problem. Ähnlich ist es zwischen den Jungen, die nur noch selten den Unterschied zwischen einem tief- und einem hochbegabten Kind erkennen lassen. Vielleicht ist alles ein wenig zu sehr Routine geworden. Die Kenntnisse der Zuschauer vorausgesetzt, muss auch nicht mehr jedes Detail erklärt werden. Aber die Gefahr war offensichtlich doch groß, in Stereotypen abzurutschen, die es im ersten Vollmar-Film noch überhaupt nicht gab. Nun sind wir doch überrascht über den allzu blöden Einbrecher oder den pupsenden Otto – Achtung »Palindrom« – der sich auf Oskars Couch breitmacht. So verabschieden wir uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge von Rico, Oskar und dem Personal aus der Dieffe.
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