Kritik zu Micha denkt groß

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Ein gescheiterter Viedeospieldesigner will ein Dorf in Sachsen-Anhalt als Wellness-Oase nach vorn bringen. In der Komödie von Lars Jessen und Jan Georg Schütte kann das natürlich nur schiefgehen

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Wenig Drehbuch, stattdessen Chancen und Risiken der Spontaneität: Das ist das Konzept der bislang vornehmlich fürs Fernsehen entstandenen Arbeiten von Jan Georg Schütte. Die verhandelten Themen zeigen sich von Senioren-Dating über Klassentreffen bis hin zu Krimi und Familiendrama sehr wandelbar, das Vorgehen bleibt jedoch gleich. Auf eine intensive Rollenvorbereitung folgen Drehtage, bei denen es für die einzelnen Szenen lediglich ein grobes Szenario gibt und die Schauspieler:innen jeweils unterschiedliche Instruktionen bekommen. Der Rest wird improvisiert. 

In »Micha denkt groß« führt dieses Konzept in das fiktive Örtchen Klein-Schappleben in Sachsen-Anhalt. Videospieldesigner Micha, der mit seinem Unternehmen zunächst enorm erfolgreich war und dann pleitegegangen ist, möchte hier in seinem Heimatort eine Wellness-Oase errichten. Bei diesem Vorhaben stößt er jedoch nicht nur auf die Skepsis der Bewohner:innen, sondern muss sich auch damit auseinandersetzen, dass das Grundwasser des Dorfs versiegt. Ein erbitterter Kleinkrieg innerhalb der Dorfgemeinschaft ist die Folge.

Wie bereits bei »Für immer Sommer 90« ist Schütte gemeinsam mit Lars Jessen für die Regie verantwortlich und hat zusammen mit ihm und Hauptdarsteller Charly Hübner, Stammschauspieler bei Schütte, die Ideen für das Projekt entwickelt. Schlug »Für immer Sommer 90« noch sehr ernste Töne an, steht »Micha denkt groß« eher in der Tradition von Schüttes klamaukigen Arbeiten wie zuletzt den Serien »Kranitz« oder »Das Begräbnis«. Die Figuren sind satirische Überspitzungen zahlreicher Stereotype: Ökoaktivist trifft auf Verschwörungstheoretiker trifft auf überforderte Bürgermeisterin. Michas Visionen sowie sein aus Denglisch und einfachen Schlagwörtern bestehender Unternehmenssprech wirken hier in der Provinz fehl am Platz.

Die gedrehten Szenen fungieren bei Schütte oft als Materialsammlung, aus der sich erst im Nachgang die endgültige Geschichte zusammensetzt. Hinsichtlich der Handlung holpert es bei »Micha denkt groß« schon mal, eine konsistente Auflösung sollte man nicht erwarten. Die Stärke des Films liegt vor allem in den einzelnen Szenen. Wenn Schwurbler Bernd Schlüter (Schütte selbst) Micha mit einem Zitat von Goethe konfrontiert und dieser etwas überfordert mit »Goethe ey, voll cool« reagiert, besitzt das einen trockenen Humor, der sich aus der Spontanität heraus nährt. Viel Komik entsteht zudem durch den Zusammenschnitt von Reaktionen: Michas euphorische Projektpräsentation zu Beginn wird durch den Blick auf die anwesenden Dorfbewohner:innen konterkariert. Neben Hübner zeigt vor allem Peter Kurth als Bauer in Existenznöten auch emotionalen Tiefgang. Gerade die natürliche Ruhe von Kurth ist innerhalb der skurril aufgedrehten Szenerien ein wohltuender Kontrapunkt. Zum Schluss verweist der Film zudem auf einen sehr ernsten Hintergrund: Auch Deutschland ist im Zuge des Klimawandels zunehmend von Trockenheit bedroht.

Meinung zum Thema

Kommentare

Den handlungsarmen und mit wenig Witz ausgestatteten Film anzuschauen, war einfach nur Zeitverschwendung. Die Anlage und die Auflösung sind kindisch (naja, Maria Göpel offenbar als Beraterin)

Der Film wurde als Komödie angekündigt, ich fand ihn eher tragisch, Pflanzen vertrocknen, Tiere verdursten, Beziehungen scheitern, ein Verlierer will sich umbringen.
Es war ein Film mit tollen Schauspielern und ja Situationskomik gab es, aber wirklich lustig war das nicht, im Gegenteil, ein Film, der betroffen macht - stark.
Danke dafür und Grüße aus Sachsen Anhalt

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