Kritik zu Marmaduke
Wenn Hunde auf den Mensch kommen – die Familien-Hundekomödie nach den Cartoons des Zeichners Brad Anderson schildert die Flegeljahre einer Dogge und versucht an den Erfolg von »Marley & Ich« anzuschließen
Der geliebte Vierbeiner als ewiges Problemkind und wandelnde Katastrophe, aber auch als Kummerkasten und stummer Zweibeiner – oder vielmehr Männerversteher: im Erfolgsfilm »Marley & Ich«, in dem ein Familienvater selbstironische Kolumnen über seine Beziehung zu seinem Golden Retriever schreibt, fanden sich viele Hundebesitzer wieder. Ähnliches, nur mit dem Zeichenstift, schildert der 86-jährige Brad Anderson, eine US-amerikanische Institution, der seit 1955 seine lakonischen »Marmaduke«-Hundecartoons über die Macken einer dänischen Dogge veröffentlicht.
Im Gegensatz zu »Marley & Ich« setzt Regisseur Tom Dey (»Zum Ausziehen verführt«) auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Tierkomödien-Genres: Vermenschlichung, Dauergequassel und Sachbeschädigung. Mit der Vorlage hat der Film nur die Namen gemein. Marmaduke, der, anders als im Cartoon, spricht, wird zum schlichten Abbild eines unsicheren männlichen Pubertierenden in den üblichen Teenienöten. Als Familie Winslow von Kansas nach Kalifornien zieht, muss sich ihre Dogge auf der neuen Hundewiese ihr Revier erobern. Zunächst von einer Außenseiterclique aufgenommen, arbeitet sich Marmaduke, der sich mit Hilfe von Hauskater Carlos als unerschrockener Katzenjäger profiliert, zur schnöseligen Rassehunde-Gang und zur Lassie-Dame Beverly vor, bis er erkennt, dass er der falschen nachschnüffelt.
Eigentlich sollte das Zusammenleben einer fünfköpfigen Familie in einem kleinen Haus mit einer Dänischen Dogge eine sichere Bank für sorglose Witze sein. Dafür bürgt schon die schiere Größe des Hundeflegels, zumal sich auch hier kein Familienmitglied dazu aufrafft, mit dem Riesenbaby zur Hundeschule zu gehen, um ihm sozialverträgliches Verhalten beizubringen. Doch inklusive computeranimierten Hundesurfens und wilder Hauspartys in Herrchens Abwesenheit sind die vorhersehbaren und (sieht man von einem brutalen Katzenwerfen ab) ostentativ harmlosen »Coming-of-Age«-Stationen für erwachsene Zuschauer so spannend und so lustig wie Gassigehen bei Regen.
Im Glücksfall bieten Tierkomödien neben dem zielgruppengerechten grobmotorischen Slapstick, Pipi-Kacka-Gags und lustig plapperndem Viehzeug auch für begleitende Eltern kleine Belohnungen wie witzige Dialoge à la »Mr. Dolittle«. Scheint aber die US-Version dieser tierischen »éducation sentimentale« ein Fest für Synchronsprecher zu sein – neben Owen Wilson (»Marley & Ich«) als Marmaduke sind Steve Coogan, Sam Elliot und Fergie beteiligt –, so klingt die deutsche Version mit Christian Ulmen eher dröge. Auch gibt es statt des erhofften lockeren Geblödels nur ein paar Pupswitze. Der Einfall, Marmadukes Gegner »Alphahund« zu nennen, wird wiederholt, bis die Ohren bluten.
Das uninspirierte Treiben unterscheidet sich vor allem durch den hysterischen Tonfall seiner Botschaften von den coolen Comics. »Marmaduke« gehört zu jenen auf Turbulenz getrimmten Familienhundkomödien, die den denkenden Zuschauer sowohl von der Anschaffung eines Hundes wie von der Gründung einer Familie abhalten.
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