Kritik zu Mädelstrip
Goldie Hawn und Amy Schumer spielen in dieser Komödie ein Mutter-Tochter-Paar auf Mittelamerikareise, das sich unter den härtesten Bedingungen einer Entführung im Dschungel gewissermaßen als blondes Doppel bewähren muss
Es gibt sie noch, die wirklich schönen Besetzungsideen, die als Kombination sofort einleuchten. Goldie Hawn und Amy Schumer etwa – das klingt nach einem echten Coup. Zwei verschiedene Generationen von »Blondinenhumor« im besten Sinne treffen hier aufeinander: Goldie Hawns Spezialität war es, das Klischee des dummen Blondchens einerseits zu erfüllen und es andererseits durch comichafte Taffness und Ausdauer zu unterlaufen. Amy Schumers Humormarke besteht aus einem ganz ähnlichen Drahtseilakt: Ihre Comedy-Persona verbindet mit sympathischer Selbstverächtlichkeit eine Neigung zur eitlen Gedankenlosigkeit mit feministischer Kritik am männlichen Blick. Schumer und Hawn auf der Leinwand zusammenzubringen, ist auch deshalb eine schöne Idee, weil Schumer bislang ihren Erfolg mit der Comedy-Central-Serie »Inside Amy Schumer« noch nicht ins Kino übertragen konnte und Hawn wiederum sich in den letzten Jahren sehr rar gemacht hat. Ihr letzter Kinofilm, »Groupies Forever«, nicht unbedingt ein Kassenknüller, kam bei uns 2003 heraus. (Am Alter allein kann es nicht liegen, schließlich hat »Groupies Forever«-Kostar Susan Sarandon, mit bald 71 nur ein Jahr jünger als Hawn, in der Zwischenzeit in über 30 Kinofilmen mitgespielt.) Vielleicht sind das alles aber auch schon zu viel Erwartungen für eine amerikanische Komödie in der heutigen Marktlage.
Dabei beginnt alles noch ganz wunderbar. Amy Schumer erlebt als ziellos durchs Leben treibende Mittdreißigerin zu Beginn die üblichen Katastrophen, die eine um Frauen kreisende Komödienhandlung so in Gang setzen: Zuerst verliert sie ihren Job, nicht ganz unverschuldet, dann ihren Freund, der meint, er habe etwas Besseres verdient. Und dann ist die Reise, die sie gerade noch zusammen mit ihm gebucht hat, nicht erstattungsfähig! Da ihre über Facebook verbreitete Anfrage nach möglichen Reisegefährten größtenteils nur böse Kommentare hervorbringt – »Spinnst du, du schuldest mir noch 500 Dollar!« – überredet sie schließlich ihre von Goldie Hawn gespielte Mutter, mitzufliegen. Der Trip ins exotische Ecuador sei doch genau das Richtige, um die ältere allein lebende Dame von ihrer Katzenobsession und den zunehmenden Lebensängsten abzulenken. Aber kaum am Ziel angekommen, erweisen sich die Ängste als gar nicht mal so unbegründet. Mutter und Tochter werden entführt. Wie es im Film gleich zu Anfang heißt: Ein blutiges Gemetzel war die Folge, und äh, ja, auch die Kidnapper hätten sich wenig nett benommen.
Abgesehen davon, dass die blödsinnige Handlung das Schlechteste zweier Welten kombiniert, üble Kolportage mit hanebüchenem Plot, werden die wenigen wirklich originelleren Einfälle des Films von falschem Timing beeinträchtigt. So müssen sich Mutter und Tochter obligatorisch »zusammenraufen«, obwohl sie kaum Konflikte haben – und sich von Ike Barinholtz als holzköpfigem Bruder auch noch wertvolle Leinwandzeit stehlen lassen. Schön wäre es, wenn die Kombination von Hawn und Schumer noch einmal eine Chance bekäme, unbedingt mit besserem Drehbuch.
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