Kritik zu Loriots große Trickfilmrevue

© Salzgeber

2023
Original-Titel: 
Loriots große Trickfilmrevue
Filmstart in Deutschland: 
20.04.2023
B: 
L: 
79 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Auf der Rennbahn und andere Schätze: 31 Trickfilme, die Loriot ursprünglich für das Fernsehen geschaffen hat, kommen nun restauriert und zur Kompilation zusammengestellt ins Kino

Bewertung: 4
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Kann man der Generation »Z« erklären, was es mit dem Spruch »Wo laufen sie denn?« auf sich hat, und weshalb es noch in der BRD der 70er Jahre genügte, diesen Satz in klagend-näselndem Ton auszusprechen, um heitere Reaktionen auszulösen? Oder warum man mit dem Zitat »Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit dieser Ente!« ganze Kneipenrunden zum Schenkelklopfen treiben konnte? Der Kompilationsfilm »Loriots große Trickfilmrevue« bietet jetzt die großartige Gelegenheit, sowohl die Kurztrickfilme mit den zitierten Stellen als auch 29 weitere aus Loriots Fernsehschaffen im Kino zu betrachten und der Frage nachzugehen: Was war daran eigentlich so witzig? Einen geeigneten Anlass hat man mit dem im November dieses Jahres anstehenden 100. Geburtstag von Loriot alias Vicco von Bülow gefunden; der Film wird präsentiert von seinen Erben, den Töchtern Bettina und Susanne von Bülow.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Loriots Trickfilme auf der großen Leinwand laufen: Es gab eine kurze Zeit in den 80er Jahren, in der sie als Vorfilme im Kino eingesetzt wurden. Für heutige Verhältnisse ist »Loriots große Trickfilmrevue« ein eigenartiges Konstrukt: ein Stück BRD-Fernsehgeschichte, liebevoll restauriert – die Cartoons wurden behutsam neu gezeichnet und erstrahlen in vollem 4K –, im Grunde eine Dokumentation und trotzdem verzichtet die Kompilation auf jede Art von historischer Einordnung oder Entstehungskontext. Die einzelnen Sketche müssen ganz für sich alleine stehen – und der Zuschauer muss sich einen Reim drauf machen.

Auf den Revue-Aspekt – die 31 Filme wurden einfach hintereinander geschnitten – muss man sich einlassen. Das Betrachten von einem Kurzsketch nach dem anderen kann ermüden. Andererseits liegt gerade in dieser schnörkellosen Herangehensweise auch etwas typisch Loriothaftes. Loriots Humor war nie ein anbiedernder Humor, er erforderte immer ein gewisses Zugeständnis vom Publikum, bei absurden Situationen einfach ein Stück mitzugehen.

Zum Beispiel die beiden Herren im Bad. Kenner werden wissen, dass es sich um den bereits erwähnten Herrn Müller-Lüdenscheidt handelt, der mit einem gewissen Herrn Dr. Klöbner, wir nehmen an, beide sind auf Dienstreise, in ein und derselben Badewanne eines Hotels gelandet ist. Letzterer hat sich in der Zimmernummer geirrt und sitzt, so Müller-Lüdenscheidt, in einer »Fremdwanne«. Ohne je turbulent zu werden, streiten sich die Herren darum, wer nun das Sagen hat, wann welches Wasser eingelassen werden soll und ob besagte Ente zugelassen ist. Nichts daran funktioniert wie ein regulärer Sketch, aber je häufiger man ihn sieht, desto lustiger wird er.

Wer alt genug ist, wird merken, wie viel die einzelnen Sketche mit dem BRD-Fernsehen der 60er und 70er Jahre zu tun haben. Nicht nur, dass eine Art Nachrichtensprecher oder das Reportage-Interview zu den Standardsituationen der Cartoons gehören, es ist vor allem die immer um äußerste Sachlichkeit bemühte Sprache, die damals den Ton beherrschte. »Politische Äußerungen von Hunden sind auf dem Bildschirm unerwünscht!«

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