Kritik zu Kosmetik des Bösen

© Koch Films

In Kike Maíllos Adaption des Romans von Amélie Nothomb erweist sich eine zufällige, harmlose Begegnung zwischen einem Archtiekten und einer jungen Frau als weder zufällig noch harmlos

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Zunächst ist es für den Architekten Jeremiasz Angust nur eine harmlose Begegnung. Als sein Taxi auf dem Weg zum Pariser Flughafen im Stau steht, klopft eine junge Frau an die Seitenscheibe und bittet um Hilfe. Es regnet in Strömen, und da auch sie zum Flughafen will, lässt er sie einsteigen. Nach der Fahrt trennen sich ihre Wege. Doch wenig später steht sie, die sich zuvor als Niederländerin namens Texel Textor vorgestellt hat, in der VIP-Lounge des Charles de Gaulle Airport wieder vor ihm. Er möchte eigentlich seine Ruhe haben und reagiert genervt. Doch sie lässt sich nicht abweisen und zwängt ihm ihre Geschichten auf.

Natürlich stellt sich dieses Zusammentreffen zwischen dem von Tomasz Kot gespielten Architekten und der Unbekannten als weder harmlos noch zufällig heraus. Texel (Athena Strates) zieht ihn in ein Gespräch hinein, das in Wahrheit ein Zweikampf ist. Doch das wird dem in sich verschlossenen Jeremiasz erst viel zu spät bewusst. Je länger er ihr zuhört und je mehr er sich auf die bizarren Geschichten von Hass und Liebe, Gewalt und Mord einlässt, die sie ihm aufzwingt, desto tiefer verstrickt er sich in dem Netz, das sie für ihn auslegt.

Diese etwas undurchsichtige, von einem bedrohlichen, aber kaum fassbaren Unterton geprägte Konstellation hat durchaus ihren Reiz. In Amélie Nothombs Roman »Kosmetik des Bösen« entwickelt sich aus ihr eine psychologische Spannung, die allerdings vor allem aus den Spekulationen im Kopf des Lesers erwächst. Der spanische Filmemacher Kike Maíllo kann in seiner Verfilmung des kurzen Romans aber nicht mit der Fantasie des Publikums spielen. Er muss die Bilder selbst erschaffen und erzeugt dabei eine recht bleierne Eindeutigkeit.

Einige visuelle Spielereien, die Maíllo nutzt, um Spannung und Atmosphäre zu erzeugen, haben ein gewisses Flair. So steht in der VIP-Lounge auch ein architektonisches Modell des Flughafens, in dem immer kleine Figuren auftauchen, die Texel und Jeremiasz nachempfunden sind. Diese eingestreuten, jeglichen Realismus unterlaufenden Momente, in denen das Modell zum Spiegel der erzählten Ereignisse wird, verleihen dem Film einen leicht surrealen Charakter.

Man ahnt also, dass man weder dem, was man sieht, noch dem, was man hört, trauen sollte. Aber das allein reicht eben nicht aus, zumal Maíllo von Anfang an Hinweise einstreut, die den Betrachter auf die richtige Fährte bringen sollen. So bestätigt die große Wendung des Films eben nur das, was man zuvor schon vermutet hat.

Damit bleibt letztlich nur das Katz-und-Maus-Spiel von Athena Strates und Tomasz Kot, das aber auch in sehr vorhersehbaren Bahnen verläuft. Er wirkt immer ein wenig entnervt, und sie ist vor allem penetrant in ihrem Auftreten, aber nicht wirklich interessant dabei. Die psychologischen Abgründe, in die Nothomb auf den Spuren Edgar Allan Poes hinabsteigt, verlieren durch Maíllos biedere Bebilderung ihre Tiefe. Statt des existenziellen Entsetzens, das seine Vorlage heraufbeschwört, präsentiert einem Maíllos Film eher küchenpsychologische Banalitäten.

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