Kritik zu Horns

© Universal Pictures

Der französische Horrorexperte Alexandre Aja hat einen Roman von Stephen Kings Sohn Joe Hill verfilmt, mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle

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Zwei Jahre ist es bereits her, dass »Horns« seine Weltpremiere feierte, und die Verspätung, mit der der Film von Alexandre Aja nun in die deutschen Kinos kommt, ist bezeichnend. Weniger hinsichtlich des eigentlichen Films als vielmehr mit Blick auf Hauptdarsteller Daniel Radcliffe. Sein Harry-Potter-Ruhm hat ihn wider Erwarten nicht zum Kassenmagneten gemacht, nach dessen neuen Werken sich Branche und Publikum die Finger lecken. Anders könnte man auch sagen: wie schon in »Kill Your Darlings« oder in der Serie »A Young Doctor's Notebook« beweist Radcliffe erneut, dass ihm künstlerische Wagnisse wichtiger sind als der große Kassenerfolg.

In »Horns« spielt Radcliffe nun Ig, einen jungen Mann irgendwo in der amerikanischen Provinz, der um seine ermordete Jugendfreundin und große Liebe Merrin (Juno Temple) trauert. Das Problem dabei: Die ganze Stadt ist überzeugt davon, dass er selbst sie umgebracht hat. Sogar seine  eigenen Eltern. Igs Lage spitzt sich weiter zu, als ihm eines Morgens zwei Hörner aus der Stirn wachsen. Sein Umfeld reagiert größtenteils erstaunlich gelassen auf die Veränderung, die trotzdem nicht ohne Wirkung bleibt: Mit einem Mal gestehen die Menschen Ig ihre dunkelsten Geheimnisse und lassen sich zu allerlei Sünden hinreißen. Weswegen er die diabolischen Auswüchse bald eher als Segen denn als Fluch sieht, kann er so doch hoffentlich den wahren Mörder auftreiben.

Was das Genre und den Tonfall angeht, setzt sich »Horns«, der übrigens auf einem Roman von Stephen Kings Sohn Joe Hill basiert, zwischen alle Stühle, und das mit voller Absicht. Genau darin, im unbedarften Mischen von Komödien-, Thriller-, Fantasy- und Horrorelementen, liegt tatsächlich auch die Stärke des Films. Nicht alle seiner Möglichkeiten reizt Aja, der sich zuletzt schon mit »Piranha 3D« weg vom reinen Horror früherer Tage bewegt hatte, besonders weit aus. Dazu gehören auch die christliche Symbolik und die offenkundige Faszination des Franzosen für uramerikanische Kleinstädte und Wälder, die er – nicht unähnlich kürzlich seiner Landsfrau Marjane Satrapi – leicht überhöht und verklärt zeigt. Außerdem holpern seine Inszenierung und das Drehbuch von Keith Bunin mitunter ganz schön, was Rückblenden und Off-Kommentar angeht, aber durchaus auch in den Dialogen. Und ja, zu lang ist »Horns« obendrein, zumal zusehends das Spielerische verloren geht, je teuflischer sich die zweite Hälfte entwickelt. 

Aber trotzdem sieht man sich das Geschehen gerne und ohne Langeweile an. In Zeiten, in denen selbst das Horrorkino durchnormiert ist und sich bloß noch auf Remakes, Sequels und immer neue Found- Footage-Filme zu verlassen scheint, ist es eine erfreuliche Abwechslung, wenn ein Regisseur mal nicht nur bewährte Schemata bedient. Was übrigens genauso für ehemalige Teenie-Stars wie Daniel Rad­cliffe gilt. Auch er ist in »Horns« nicht hundertprozentig überzeugend. Aber dass er sich überhaupt darauf eingelassen hat, zeichnet ihn aus.

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