Kritik zu Hemel
Die niederländische Regisseurin Sacha Polak beleuchtet in ihrem anspruchsvollen Spielfilmdebüt die Situation einer jungen Frau zwischen einer intensiven Vaterbeziehung und flüchtigen Affären
29.10.2013
Bewertung: 3
Leserbewertung
(Stimmen: 2)
Der Film beginnt, wo andere enden. Hemel, eine junge Frau, deren Name auf Deutsch Himmel bedeutet, liegt nackt mit einem Mann im Bett, aber das erotische Spiel ist bereits kleinen Neckereien gewichen, die das Auseinandergehen ein wenig hinauszögern sollen. Sex ist, das wird schnell klar, die einzige Verbindung zwischen den beiden. Eine Wiederholung wird es nicht geben. Stattdessen eine andere Szene, einen anderen Mann, eine andere Intensität. Bis das wahre Objekt der Begierde ins Blickfeld tritt. Gijs ist Hemels Vater, Trompeter und Kunsthändler; er hat sie nach dem Selbstmord ihrer Mutter allein aufgezogen. Wie ihre Mutter starb, weiß Hemel nicht.
Hannah Hoekstra, Hans Dagelet
Polaks konzentriertes Debüt ist kein einfacher Film. Denn hinter der oberflächlich sexualisierten Handlung verbirgt sich die Geschichte einer Depression. Irgendwann steht Hemel auf einem Dach und wird von der Kamera in den Abgrund gezogen. Sie bleibt standhaft, zumindest für diese Szene.
Hannah Hoekstra
Sex und Regression sind hier Abwehrbewegungen: Hemel verlässt die angstbesetzte Wirklichkeit und sucht sich einen Raum mit niedrigerem Anspruchsniveau. So weit er das darzustellen versucht, bleibt Polaks Film plausibel. Durch die fehlende "Geschichte" aber wird der symbolische Gehalt der geringen Informationen überbetont. Hemels Vater ist Kunsthändler. Er lebt vom Verkauf utopischer Schönheit und hat Beziehungen mit immer jüngeren Frauen. Innerhalb dieser Konstellation wird auch seine Tochter zur Sache, zum leblosen Kunstwerk. Meer, Wind, Regen und – natürlich – der Himmel, sind auch im Bild Symbol und Teil der ihr Leben und Sehnen bestimmenden Natur zugleich. Polak sind zwar beeindruckende Momente gelungen, doch als Ganzes hat ihr Film weder Konsequenz noch Rhythmus. Die einzelnen Szenen streben auseinander – unsystematisch, zufällig, fast etwas lapidar. Es braucht etwas mehr als nur eine fragmentierte Handlung, um ein offenes Kunstwerk zu schaffen.
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