Kritik zu The Green Prince
Die Lebensgeschichte von Mosab Hassan Yousef, Sohn eines Palästinenserführers, der zum Informanten des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet wurde
»Mit Israel zusammenzuarbeiten, bedeutete in meiner Kultur die größte Schande, das war schlimmer, als wenn ich meine Mutter vergewaltigt hätte.« Der das sagt, ist Palästinenser, Mosab Hassan Yousef, Sohn eines hohen Hamas-Führers. Was also waren seine Motive, jahrelang als Informant für den israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet zu arbeiten? The Green Prince (so Mosabs Deckname) erzählt die Geschichte im Wechsel von Äußerungen Mosabs und seines Führungsoffiziers Gonen Ben Itzhak; das Bildmaterial stammt aus Nachrichtensendungen und von – mittels Satelliten aufgenommenen – Überwachungskameras; an einigen wenigen Stellen greift der Film zum Mittel der Nachinszenierung.
Mit The Green Prince schließt der in Frankfurt lebende israelische Filmemacher Nadav Schirman eine Trilogie ab, in der er zuvor den Mossad-Agenten Wolfgang Lotz (Der Champagner-Spion, 2007) und Magdalena Kopp, die Gefährtin des Terroristen Carlos (In the Darkroom, 2013), porträtierte.
Auch dies ist, wie die beiden Vorgänger, eine Familiengeschichte: Erzählte Der Champagner-Spion aus der Perspektive des Sohns, der erst spät vom Doppelleben seines Vaters erfuhr, und ging es in In the Darkroom um die Faszination, die Carlos auf Magdalena Kopp und ihre gemeinsame Tochter Rosa ausübte, aber auch um die Beziehung von Mutter und Tochter, so spricht The Green Prince immer wieder das Verhältnis des Protagonisten zu seiner Familie und besonders zu seinem Vater an, von denen er sich entfremdet; umgekehrt wird die Beziehung zu seinem Führungsoffizier zunehmend persönlicher. Der reist am Ende sogar auf eigene Verantwortung in die USA, um Mosab bei dessen Asylantrag zu helfen und riskiert damit, selber als Verräter gebrandmarkt zu werden.
So findet dieser Dokumentarfilm sogar zu einem fast hollywoodmäßigen Happy End – fast, denn während Gonen mit seiner Familie als Anwalt in Tel Aviv lebt (und Mosab mindestens einmal pro Woche anruft), hält sich Mosab an wechselnden Orten der USA auf und muss immer noch um sein Leben fürchten.
Schirmans Film basiert auf Mosabs 2010 erschienenem Lebensbericht »Sohn der Hamas. Mein Leben als Terrorist«, mit dem er seinerzeit an die Öffentlichkeit ging, als ihm die Abschiebung aus den USA drohte. Spannung erzeugt der Film durch den Kontrast zwischen dem stets sachlich sprechenden Gonen und dem häufiger emotional werdenden Mosab. Wenn er den Tränen nahe ist, als er berichtet, dass niemand vom Schin Bet außer Gonen ihn unterstützte, als er in den USA um Asyl bat, fragt man sich als Zuschauer, ob das so genuin ist wie bei Rosa Kopp in In the Darkroom. Oder ist dies nur Teil einer Inszenierung, so wie jene, die das Doppelleben jedes Agenten kennzeichnet?
Gegenüber der Komplexität von In the Darkroom erscheint The Green Prince ziemlich geradlinig. Wo der eine Film seine Protagonisten zur Reflexion über ihr Handeln brachte, da begnügt sich dieser mit der Aufzeichnung desselben.
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