Kritik zu French Women – Was Frauen wirklich wollen

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Elf Frauen in Paris: Audrey Dana versucht in ihrem herausragend besetzten Regiedebüt, die weiblichen Stereotypen der französischen Komödie zu unterlaufen

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Der deutsche Titel »French Women – Was Frauen wirklich wollen«, den der Verleih dem Regiedebüt der Französin Audrey Dana verpasst, ist natürlich nicht falsch. Tatsächlich stehen im Zentrum des von Dana auch mitverfassten Drehbuchs französische Frauen. Und davon sogar eine ganze Menge. Doch der Originaltitel »Sous les jupes des filles« (»Unter den Röcken der Mädchen«) ist noch sehr viel treffender, da vieldeutiger. Denn einerseits ist es durchaus die Intimsphäre der Frauen, um die es Dana hier geht, teilweise ganz buchstäblich, bis hin zu Menstruations- und Verdauungsbeschwerden. Aber zum anderen schwingt in eben jenem Blick unter die weiblichen Röcke auch das Unerhörte, ja der Tabubruch mit.

Als genau solcher wurde »French Women« in Frankreich durchaus gesehen. Die Reaktionen fielen ganz schön heftig aus: Nie wieder solle Dana einen Film drehen, hat mancher Kritiker geschrieben, schon gar nicht einen derart schmuddeligen und obszönen. Audrey Dana, die bislang vor allem als Schauspielerin mit Filmen wie »Welcome« oder »Roman de gare« von sich reden machte, wechselte nach eigenen Angaben ins Regiefach, weil sie zuletzt von Rollenangeboten gerade im komödiantischen Fach eher enttäuscht war. Die Ausfälle der Kritik überraschen auch deshalb, weil Danas Film auf den ersten Blick nicht groß der Rede wert scheint: Eine Vielzahl kleiner Geschichten mit Protagonistinnen zwischen 30 und 40 – darunter eine taffe Geschäftsfrau, die sich ihrer Einsamkeit stellt, eine übermüdete Mutter, die sich in die Babysitterin verliebt, oder eine herbe Gynäkologin – werden episodisch miteinander verwoben. Raum für komplexe Figurenzeichnungen bleibt dabei kaum – und die Anzahl der Lacher leider überschaubar.

Dass »French Women« aber eben doch nicht achselzuckend ignoriert werden sollte, liegt zum einen an dem ebenso prominenten wie spielfreudigen Ensemble, aus dem neben Isabelle Adjani, Sylvie Testud, Laetitia Casta oder Dana selbst auch Vanessa Paradis, Marina Hands und Géraldine Nakache hervorstechen. Zum anderen aber ist der Kontext relevant. Denn tatsächlich werden Frauen in französischen Komödien bis heute meist zu Nebenfiguren und Stichwortgebern ­reduziert, festgelegt auf Klischees wie die unglückliche Ehefrau, die elegante Femme ­fatale oder die zickige Brillenschlange aus der Chefetage. Genau diese misogynen Stereotypen knüpft Dana sich vor, mal um sie auf die Spitze zu treiben, mal um sie auf den Kopf zu stellen. Das ist – über zehn Jahre nach dem Ende von »Sex and the City« – eigentlich nichts Revolutionäres, zumal »French Women« womöglich als Sitcom besser funktionieren würde und in Sachen Frivolität und politischer Unkorrektheit gerne noch eins hätte drauflegen können. Aber nicht zuletzt die Reaktionen aus der konservativen Ecke auf der einen und der Publikumserfolg (fast anderthalb Millionen Zuschauer in Frankreich) auf der anderen Seite zeigen, dass zumindest Danas Instinkt, sich den französischen Frauen auf und vor der Leinwand zu widmen, nicht verkehrt war.

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