Kritik zu Die Unfassbaren 2
Die vier (apokalyptischen) Reiter kehren wieder: Im Sequel zum Überraschungshit von 2013 führt Jon M. Chu Regie, der Daniel Radcliffe seine radikalste Abkehr von der »Harry Potter«-Rolle vollziehen lässt
Vor drei Jahren sorgte Louis Leterrier mit »Die Unfassbaren« an den Kinokassen für einen veritablen Überraschungserfolg. Das Magierquartett, genannt »The Four Horsemen«, aus Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Isla Fisher und Dave Franco entleerte mit ausgebuffter Trickkunsttechnik einen Banksafe in Paris, um das Geld später über dem Publikum in Los Angeles niederregnen zu lassen. Die Mischung aus Robin Hood und David Copperfield begeisterte das junge Publikum, das nach Gerechtigkeit und Showeffekten dürstet, und brachte dem von der Kritik wenig geliebten Werk ein weltweites Einspielergebnis von 350 Millionen Dollar ein. Nun hat Regisseur Jon M. Chu, der sich mit zwei Justin-Bieber-Dokumentationen und »G.I. Joe – Die Abrechnung« einen bescheidenen Ruf als Fortsetzungsregisseur aufgebaut hat, im zweiten Teil das Ruder übernommen.
Ein echter Besetzungscoup ist Chu dabei mit Daniel Radcliffe gelungen, der in der Rolle eines psychopathischen Bösewichts einen harten Bruch zu seiner »Harry Potter«-Vergangenheit vollziehen darf. Im Heldenlager sind erneut Jesse Eisenberg als Meisterillusionist, Dave Franco in der Rolle des Kartentrickkünstlers, Mark Ruffalo als FBI-Ermittler sowie Woody Harrelson als versierter Hypnotiseur und Franchise-Veredler vom Dienst mit von der Partie. Neu zur Männerriege stößt Lizzy Caplan, deren Entfesselungskünstlerin überraschend zügig in den Geheimbund aufgenommen wird. Wie schon im ersten Teil bleibt die Story im hyperventilierenden Showgetriebe Nebensache. Als McGuffin wird ein Computerchip ins Spiel geworfen, mit dem finstere Mächte aus der Privatwirtschaft jedes digitale Endgerät kontrollieren können. Das Böse präsentiert sich hier als Mischung zwischen Steve Jobs und NSA, aber damit hat es sich auch schon mit den gesellschaftskritischen Verweisen.
Erneut regiert hektische Betriebsamkeit. Die Handlung führt von New York durch einen Lüftungstunnel ins chinesische Macau, was wahrscheinlich dem wachsenden asiatischen Zuschauermarkt und weniger inhaltlichen Erwägungen geschuldet ist. Mit versammelter Zaubertrickkraft führen die »Reiter« die globalen Bösewichte hinters Licht. Vermeintlicher Höhepunkt ist ein kollektiver Kartentrick, bei dem eine Spielkarte mit dem begehrten Computerchip während einer Leibesvisitation von einem zum anderen wandert. Warum die Karte immer genau bei demjenigen ist, der gerade abgetastet wird, gehört zu den zahllosen Logiklöchern eines zu sehr von sich selbst überzeugten Erzählkonzeptes. Ohnehin haben Zaubertricks auf der Leinwand im Zeitalter digitaler Bildproduktion entschieden an spektakulärem Reiz eingebüßt. Wenn Eisenberg als Oberillusionist in London den Regen erst waagerecht und dann senkrecht nach oben fallen lässt, zucken abgebrühte Kinogänger mit den Schultern. Staunen kann man in »Die Unfassbaren 2« eigentlich nur über die Unverfrorenheit, mit der hier ein Sequel ohne tragfähiges Drehbuch oder interessante Figurenkonflikte aus dem Boden gestampft wird.
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