Kritik zu Der Wunsch

© Rise and Shine Cinema

2024
Original-Titel: 
Der Wunsch
Filmstart in Deutschland: 
14.03.2024
L: 
105 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Judith Beuth hat ein befreundetes lesbisches Paar zehn Jahre lang bei der Verfolgung ihres Kinderwunschs begleitet. Herausgekommen ist ein Film vor allem über Liebe

Bewertung: 4
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»Der Wunsch«, das klingt zunächst leicht und verträumt, nach etwas, was beim nächsten Geburtstag erfüllt werden könnte. So ist der Titel fast ein Understatement, denn hier geht es sehr viel existenzieller um den sehnlichen Wunsch nach einem eigenen Kind, und um einen schwierigen Weg, der sich über zehn lange Jahre hinzieht. Es geht aber nicht nur um diesen brennenden Wunsch, sondern vor allem auch darum, wie dieser lange Kampf mit Hormontherapien, künstlicher Befruchtung und Zeugung in der Petrischale einer Beziehung zusetzt. Umso mehr, als es Maria und Christiane doppelt schwer trifft, weil die teuren Kinderwunschtherapien für lesbische Paare in Deutschland bis vor einigen Jahren nicht zugänglich waren und weil Maria seit ihrem 17. Lebensjahr querschnittgelähmt ist, was beispielsweise bedeutet, dass die vorbereitenden Hormontherapien für sie deutlich riskanter sind.

Ähnlich wie vor gut zehn Jahren der Spielfilm »Zwei Mütter« von Anne Zohra Berrached ist nun auch der Dokumentarfilm »Der Wunsch« eine sensibel und mit großer Wahrhaftigkeit gefilmte Beziehungsstudie. Zehn Jahre lang hat Judith Beuth ihre Jugendfreundin und deren Lebenspartnerin im Ringen um ein Kind begleitet, sich immer wieder in den Prozess eingeklinkt, in die Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Enttäuschung, Wille und Resignation. Die Regisseurin ist zugleich Freundin und Beobachterin, was wohl auch dazu beiträgt, dass ihr Film eine so feine Balance hält zwischen Intimität und Diskretion.

Auffallend ist, dass diese beiden Frauen ihre eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen immer wieder mit denen der Partnerin abgleichen, ihre eigenen Gefühle einfühlsam relativieren. Wenn eine von beiden zermürbt aussteigen will, behält sie immer noch die andere im Blick, und was das für sie bedeuten würde. Gerade darum ist dies vor allem ein so berührender Film über Beziehung und Liebe, die unterschiedlichen und gemeinsamen Bedürfnisse und Wünsche. Dabei schauen die beiden Frauen entwaffnend offen, ungeschminkt im doppelten Sinn, in die Kamera. Statt fordernd zu fragen, eröffnet Judith Beuth den Protagonistinnen einen Raum, und lässt darin viel Luft zum Atmen und Nachdenken, nicht nur über den konkreten Kinderwunsch, sondern immer auch über Beziehung und Liebe. 

Dazu gehören auch immer wieder eingestreute Stimmungsbilder und von Maria animierte Strichzeichnungen, die die Erlebnisse der beiden Frauen nicht einfach nur illustrieren, sondern luftig transzendieren. Wie im Daumenkino flattern die beiden Figuren, die eine mit den blonden, die andere mit den dunklen Haaren, über die Leinwand. Umso berührender, wenn Christiane zusammengekauert in einem See aus blauer Farbe versinkt, bis Maria sie tröstend umfängt, oder wenn die Widerstände wie Tetris-Blocks aus dem Himmel fallen und sich vor ihnen auftürmen. Kein Wunder, dass dem Film und diesen Frauen beim Max-Ophüls-Festival die Herzen der Zuschauer zuflogen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Vielen Dank für die Rezension. Es gibt einen kleinen Fehler und das ist für diesen bewegenden Text sehr schade. Maria ist querschnittgelähmt und die Zeichnerin der Animation.
Im Text steht Christiane ist querscnittgelähmt.
Mit freundlichen Grüßen
Christiane

Hallo und vielen lieben Dank für die lobenden Worte. Den Fehler haben wir soeben im Text korrigiert. Danke auch für den Hinweis. Mit lieben Grüßen aus der Redaktion, Christian Hein

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