Kritik zu Das reinste Vergnügen

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2022
Original-Titel: 
How to Please a Woman
Filmstart in Deutschland: 
20.04.2023
L: 
107 Min
FSK: 
12

Im Spielfilmdebüt der Australierin Renée Webster geht es einmal mehr um einen Akt der sexuellen Befreiung: Eine Frau mittleren Alters gründet eine auf die erotischen Bedürfnisse von Kundinnen abgestimmte Reinigungsfirma

Bewertung: 3
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Wie Fische in Formation pflügt sich ein kleiner Schwarm Frauen mittleren Alters geschmeidig durchs Meer. Danach quatschen sie in der Dusche und Garderobe, bevor sie wieder in ihre mehr oder weniger erfreulichen Lebenssituationen zurückkehren. Mittendrin Gina, die sich viel gefallen lässt, zu Hause mit ihrem lieblosen Mann, im Büro mit ihrem fordernden Chef, der sie noch schnell in eine Umzugsfirma schickt, die abgewickelt werden soll, um dort zurückgelassene Unterlagen abzuholen. Am Anfang des Films ist Gina ein unscheinbar duldsames Mauerblümchen, es macht großen Spaß, dabei zuzuschauen, wie Sally Phillips diese ein wenig blasse, fragile Blume langsam vor der Kamera erblühen lässt.

Es beginnt mit einer Geburtstagsüberraschung der Freundinnen: Es klingelt, und vor der Tür steht ein properer junger Mann, eine Art Prinz aus dem Katalog. Augenblicklich stellt er den Walkman an und beginnt mit anzüglichen Tanzmoves, mit einem besorgten Blick in Richtung Nachbarschaft zieht Gina ihn ins Haus. Als der junge Mann das Hemd auszieht, sieht man, wie Entsetzen und Gefallen, Anstand und Lust in feinem Wechsel über Ginas Gesicht ziehen. Zwei Stunden lang stünde er zur Verfügung, und täte alles, was sie sich wünsche. Gina überlegt kurz und delegiert sehr zu seinem Missfallen kurzerhand den Hausputz an ihn. 

Sie findet Gefallen daran, zuzuschauen, wie er mit nacktem Oberkörper, das Hemd lässig in die hintere Jeanstasche geklemmt, improvisierend loslegt. Als Gina am nächsten Tag im Büro gekündigt wird, entsteht aus diesem Gefühl des doppelten Gefallens eine neue Geschäftsidee: Wie viele Frauen gibt es, die keine Lust mehr auf die immer gleiche Hausarbeit haben und zugleich erotisch vernachlässigt sind? Man könnte das Praktische mit dem Lustvollen verbinden, denkt sie, und gründet aus den Trümmern der Konkursfirma einen auf weibliche Bedürfnisse abgestimmten Escort-Service: Umschulen statt Abwickeln.

Ein Befreiungsschlag: Das Kino entdeckt das Begehren und die Lust der Frauen, die lernen, ihre eigenen Wünsche zu artikulieren, statt vor allem die der Männer zu bedienen. Auslöser ist die existenzielle Bedrohung, und »sex sells«, das wussten die reifen »Calendar Girls« ebenso wie die strippenden Kohlebergarbeiter in »The Full Monty«. Doch neuerdings sind es vor allem Filmemacherinnen, die das Motiv aus eigener Perspektive durchspielen: Sophie Hyde in »Good Luck to you«, »Leo Grande«, Emily Atef in »Irgendwann werden wir uns alles erzählen« oder auch Margarethe von Trotta mit ihrer Inszenierung einer Ingeborg Bachmann, die ihre Befreiung von den bürgerlichen Zwängen der Beziehung mit Max Frisch mit drei Männern in ihrem Bett auslebt. Dazu gehört auch Steven Soderbergh, der in »Magic Mike – The Last Dance« zusammen mit Channing Tatum eine erotische Strip-Show für Frauen auf die Bühne bringt. Mit einer guten Mischung aus erfrischender Offenheit, liebenswertem Charme und oft doppeldeutigem Humor reiht sich nun auch »Das reinste Vergnügen« in diesen Trend ein.

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